Kirchenführer Seite 11

Schatztruhen

Als die Veitskirche im Mittelalter noch katholisch war, brauchte man in der Nähe des Altars einen Ort für die geweihten Hostien. Links neben dem Hochaltar konnten diese auch unter der Woche in der Sakramentsnische (9) verehrt werden. Sie ist vor 1450 geschaffen worden und schmückte schon die alte zerstörte Vorgängerkirche. Damit ist sie nach dem Glasmedaillon (18) das ältestes Stück hier.

Sakramentsnische; gotisch vor 1450
Sakramentsnische; gotisch vor 1450

Das Tabernakel wird von einem dreieckigen Giebel (sog. Wimperg) bekrönt. In seiner Mitte blickt das Gesicht Christi den Betrachter mit großer Ruhe an. Auf den beiden Schmucktürmchen daneben wachen zwei En11gel. Heute ist in der Sakramentsnische ein leeres Arm-Reliquiar zu sehen. Darin wurde früher ein Erinnerungsstück eines Märtyrers aufbewahrt.

1522 – drei Jahre bevor sich der Rat der Stadt Nürnberg und damit Ottensoos zur Lehre Luthers bekannte – blühte die Sakramentsverehrung im Leben der Gemeinde und ihrer Pestbruderschaft so sehr, daß man sich zu einem neuen und größeren Sakramentshäuschen (6) entschlossen hatte. Es ist den Werken von Veit Wirsberger ähnlich. Die ehemals dreischiffige Kirche wurde vermutlich deswegen um ein weiteres schmales Schiff im Norden erweitert. Dort, wo jetzt der Marienaltar steht, könnte das Sakramentshäuschen bis zum Einbau der Empore (1733) gestanden haben.

Der Sakaramentsturm verjüngt sich nach oben hin. In seinem obersten Teil ist der auferstandene Christus zu sehen. Die Figur ist aus einem anderen Material, aus Holz, geschnitzt, denn der auferstandene Herr unterscheidet sich seit Ostern von seiner früheren Existenzweise. Er hat die Hände zum Segen erhoben und zeigt seine Wundmale. So verdeutlicht dieses Werk, daß Christus im Abendmahl auf neue und verborgene Weise gegenwärtig ist.