Kirchenführer Seite 8
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Der Tisch ist gedeckt. Brot und Wein liegen auf dem Altar. „Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist, wohl dem, der auf ihn traut!“ Mit diesen Worten sind wir zum Abendmahl eingeladen. Brot und Wein werden für uns im Abendmahl zu Zeichen der Nähe Gottes.
Im Hintergrund unserer Abendmahlsfeier steht – wie oben auf dem Bild auch – das Mahl, das Jesus vor seinem Tod gefeiert hat. Jesus sitzt in der Mitte seiner zwölf Jünger. Sein Blick ruht auf Johannes, der sich bei ihm anlehnt. Jesus legt seinen linken Arm auf seine Schulter. Petrus, der andere Nachbar Jesu, beobachtet neidisch die beiden.
Die Stimmung im Raum ist nachdenklich und betroffen. Die Szene hält den Augenblick fest, in dem Jesus sagt: „Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch… Und sie fingen an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre unter ihnen, der das tun würde“ (Lukas 22, 21-23).
Wer unter ihnen ist der Verräter? Der, der links außen an der Ecke sitzt und gleich fortgehen könnte? Oder sein Gegenüber am anderen Ende des Tisches? Es könnte auch sein Nachbar sein, der seine Hand vom Tisch zieht. Oder ist Judas der dritte von links, der etwas – vielleicht einen Beutel mit dem Kopfgeld – unter seiner Hand verbirgt? Oder sein Nachbar, der einen Brocken Brot in der Hand hält? Vielleicht ist es jemand ganz anderes! Die ganze Szene läßt den Betrachter vermuten: „Wer es wohl wäre, der das tun würde … Bin ich’s?“ (Matthäus 26, 22)
Alle sind im Abendmahl eingeladen, die Nähe Jesu zu spüren. Seine rechte Hand liegt segnend auf dem Tisch und er spricht „Nehmt und eßt, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Nehmt und trinkt alle aus diesem Kelch; das ist der neue Bund, der durch mein Leben und Sterben zwischen Gott und euch geschlossen ist.“ Darin findet das Abendmahl, das wir feiern, seinen Grund.
Die Kelche, aus denen wir hier in Ottensoos trinken, sind fast 400 Jahre alt. Gemeinsam mit den Generationen vor uns und mit allen Christen haben wir teil am Brot des Lebens und am Kelch des Heils.