Auf ein Wort
Sie sagen: Friede, Friede, und ist doch nicht Friede.
Der Vers aus Jeremia 6, 14 kommt mir immer wieder in den Sinn. Denn so nehme ich unsere Lage wahr. Wir haben Frieden in Deutschland, und das weiß ich sehr zu schätzen. Aber der Friede ist nicht sicher. Manches passiert. Und wir fühlen oft keinen Frieden, sondern eine unbestimmte Bedrohung.
Sie sagen: Friede, Friede, und ist doch nicht Friede.
Manche sagen: wir dürfen jetzt gar keine Flüchtlinge mehr bei uns reinlassen, weil die unseren Frieden bedrohen. Dabei wird ganz vergessen, dass Flüchtlinge ja vor Krieg und Anschlägen fliehen, und Frieden suchen.
Sie sagen: Friede, Friede, und ist doch nicht Friede.
Krieg in anderen Ländern gab es schon oft, die Welt ist aber näher zusammengerückt. Wir bekommen viel mehr mit, was so in der Welt passiert. Und viele Menschen haben die Möglichkeit, über das Meer oder über den Landweg zu uns nach Europa und Deutschland zu kommen. Das gab es vorher nicht, weil die Länder auch vertraglich niemanden durchgelassen haben. Nach den Umwälzungen in Nord-afrika und im Nahen Osten hat sich die Lage geändert. Es ist auf der Welt nicht Friede, Friede. Wir bekommen das in Form von Nachrichten mit, aber auch durch die Ankunft von Flüchtlingen bei uns.
„Friede, Friede“, sagt uns der Engel der Weihnachtsgeschichte. „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ werden wir in unseren Gottesdiensten hören. Und es ist doch kein Widerspruch. Friede haben wir durch Gott, der in Jesus zu uns kommt. Er bringt uns seinen Frieden. Indem er uns nahe kommt. Indem er nichtwegschaut, wo kein Friede ist. Indem er nicht nur Mitleid hat, sondern mitleidet, als Mensch unter Menschen. Er bringt seinen Frieden nicht machtlos, aber liebevoll. Mit der Macht der Liebe. Wir bereiten uns im Advent darauf vor, wir feiern das an Weihnachten. Mitten im Krieg der Welt feiern wir den Frieden Gottes. Und hoffen auf seine Strahlkraft, auch auf uns.
Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer