50 Jahre Kinderhaus Regenbogen
Die Anfänge des Kindergartens
Historischer Rückblick anhand einer Chronik von Pfr. Wunderlich
(an neue Rechtschreibung angepasst)
In Ottensoos bestand bis zum Ende des 2. Weltkriegs ein NS-Kindergarten. Dieser wurde aufgelöst. Die Kirchengemeinde Ottensoos übernahm ihn und besetzte ihn, wohl 1946, mit einer Kindergärtnerin aus Neuendettelsau. Er war weiterhin untergebracht im Erdgeschoss des ehemaligen „Judenhauses“ Nr. 58. (ehemalige Synagoge) Im 1.Stock war ein Schulsaal. Da die Räumlichkeit zu beengt war und für die Gemeinde sich die Notwendigkeit abzeichnete, auch im Erdgeschoss einen Schulsaal einzurichten, entschloss sich der Kirchenvorstand durch Beschluss vom 2.3.1952 unter Pfarrer Ludwig Lammel das Wohnhaus Ottensoos Nr. 117 Villa Paula, im Eigentum der Erbengemeinschaft Seifert für den Zweck eines Kindergartens anzukaufen. Der Gedanke des Baues eines Kindergartens wurde bereits seit dem Jahr 1905 erwogen, 2 Schwestern Seifert, welche in der Villa Paula wohnten, förderten sehr diesen Plan. In der Gemeinde wurde durch Jahrzehnte gespart, aber das Werk wollte nicht vorankommen. Diese Bestrebungen waren der Familie Seifert vertraut, so kam es wohl, dass das Haus mit großem Grundstück für 18 000.- DM gekauft werden konnte. Es war dies ein äußerst günstiger Preis. 8000.- DM wurden gleich bezahlt, 10 000.- DM als Hypothek eingetragen. Das Haus war vollständig bewohnt; erst zogen die Mieter im Erdgeschoss aus, bis auf ein led. Fräulein Eva Büttner, die hochbetagt dort bleiben durfte bis zu ihrem Heimgang. Als das Dachgeschoss frei wurde, konnten dort die Gemeindeschwester Emma Blank und die Kindergärtnerin Fräulein Helga Kalus einziehen.
Im Erdgeschoss wurde durch Herausnahme einer Trennwand ein großer Saal gewonnen, in der fr. Küche wurden Klosetts und Waschgelegenheiten eingerichtet. Der 1. Stock blieb vermietet an den Pfarrer i. R. Max Karrer. Im Frühjahr konnte der Kindergarten in die Villa Paula umziehen. An Umbauten, Reparaturen etc. wurden im Verlauf der Jahre getätigt: (es folgt eine detaillierte Aufstellung der getätigten Handwerksleistungen)
Jetziger Kindergarten
Da ein Umbau bzw. eine Erweiterung des alten Kindergartens „Villa Paula“ nicht durchführbar war, wurde der Neubau eines Kindergartens geplant und auch durchgeführt. Ein Teil der Finanzierung sollte durch den Verkauf der Villa Paula getätigt werden.
Planung und Bauaufsicht war in den Händen von Architekt Kurt Engelhard, Nürnberg. Die Gemeinde stellte noch einen Geländestreifen östl. des Grundstücks zur Verfügung, damit genügend Platz zur Verfügung stünde. Die Grundstücksfläche galt als Zuschuss der Gemeinde. Am 4. Sept. 1966 wurde mit dem Bau durch die Fa. Martin Prögel begonnen, am 4. Okt. wurde bereits das Richtfest begangen. Den Winter über wurde der Innenausbau weitergeführt und im Mai 1967 konnte der Kindergarten bereits durch den Dekan Jäger festlich eingeweiht werden. Zu erwähnen ist vor allem die prompte und gewissenhafte Arbeit der Fa. Prögel. Herr Martin Prögel erließ der Gemeinde 10% der Baukosten seiner Rechnung. (Wieder erfolgt eine detaillierte Aufstellung der einzelnen Gewerke.)
Als Kinderpflegerinnen waren da, zuerst als Helferinnen Frl. Helga Eichhorn und Frl. Eleonore Dziubany, welche nach einem Jahr der Ausbildung in Bamberg als Pflegerin nunmehr hier ist. Jetzt verh. Steinhäußer.
Tante Helga
das war über Jahrzehnte gleichbedeutend mit dem Kindergarten Ottensoos bis zur Pensionierung von Frau Kalus. Sie begleitete mehrere Kindergenerationen in den Jahren zwischen dem Kleinkindalter und der Schulzeit!
Auch unter Pfr. Elhardt und den Bürgermeistern Georg Büchel und Hans Gemmel wurde der Kindergarten kontinuierlich weiterentwickelt.
So wurde z.B. im Jahr 1984 der Umbau eingeweiht. All diese Aktivitäten, die immer in gutem Einvernehmen zwischen politischer und evangelischer Gemeinde erfolgten, sind die Grundlage für das moderne Evang. Kinderhaus Regenbogen, wie es sich heute zeigt.
Eigene Erinnerungen von Bürgermeister Klaus Falk
Als ich 1966 im „zarten“ Alter von drei Jahren in den Kindergarten kam, war der heutige „Altbau“ an der Eichenhainstraße noch nicht ganz fertig. Bis es soweit war, logierten wir nebenan in der „Villa Paula“. Nach Bezug der neuen Räume hatten wir viel Platz und verbrachten viel Zeit bei Tante Helga (Frau Kalus), bei der „kleinen Tante Helga“ (Frau Müller) und Tante Elli (Frau Steinhäußer) mit spielen, singen und basteln. Hier sind mir selbstgeschnitzte Kartoffelstempel und endlos lange „Faschingsgirlanden“ aus zusammengeklebten Kringeln aus Faschingsrollen in Erinnerung. Auch die tollen Sommerfeste mit Papa, Mama, Opa und Oma sind im Gedächtnis hängengeblieben.
Es gab auch kein Kind, das mit dem Auto gebracht oder abgeholt wurde, Verpflegung über Mittag oder gar schlafen war nicht, und mit der Einschulung mussten wir nach drei Jahren den Kindergarten auch schon endgültig wieder verlassen. Der „Ernst des Lebens“ brach nun endgültig über uns herein…
Die Gesellschaft hat sich zwischenzeitlich stark verändert. Die Rollen-Verteilung Mann-Frau ist nicht mehr so gegeben. Es gibt Wahlmöglichkeiten für Papa und Mama: Wer kümmert sich wann um´s Kind? Das hat damit zu tun, dass beide Geschlechter heute eine gute Ausbildung und auch berufliche Aufstiegsmöglichkeiten haben. Mit der Folge, dass auch Frauen nach einer kurzen Baby-Pause wieder in ihren Beruf zurückkehren und weiterkommen wollen (und müssen, um nicht von der Entwicklung abgehängt zu werden).
Diese Gestaltungsmöglichkeiten müssen von den Eltern verantwortungsvoll genutzt werden. Das Wohl der Kinder und der Familie im Ganzen hat im Vordergrund zu stehen, nicht die egoistische Selbstverwirklichung Einzelner und Übertragung der elterlichen Erziehungsaufgabe an Kirche und Staat.
Die Eltern bei dieser Erziehung zu unterstützen, die Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern und christliche Werte mit zu vermitteln, das ist die sinnstiftende Aufgabe des heutigen „Evang. Kinderhauses Regenbogen“. Die Gemeinde Ottensoos, die diese Aufgabenerfüllung tatkräftig unterstützt und finanziell mitträgt, dankt der Evangelisch – Lutherischen Kirchengemeinde für die Trägerschaft und die kollegiale Zusammenarbeit. Ich gratuliere, auch im Namen des Gemeinderats, ganz herzlich zu diesem Jubiläum und freue mich auf ein weiterhin gedeihliches Miteinander zum Wohl unser Kinder.
Klaus Falk, Bürgermeister