Auf ein Wort
„Was ist denn dein Talent?“ Antwort: „Ich habe ein Talent Dinge kaputt zu machen!“ So sehen das manche, aber die Antwort spricht Bände: dass jemand sich sehr negativ sieht und meint, nichts gut zu können. Aber die Talentsuche ist in der Zeit der Talentshows wahrlich nicht einfacher geworden. Es ist toll zu sehen, welche Talente so mancher in sich hat und wie emotional das ist, wenn das groß rauskommt. Da will so manche Träne der Rührung hervorbrechen. Aber der Schluss ist dann oft: naja, so ein Talent habe ich nicht. Und der nächste Gedanke: ich habe eigentlich gar kein Talent. Die Rede von der talentfreien Zone ist gängig und auch irgendwie witzig. Aber nur, wenn sie als Witz gemeint ist. Es ist eigentlich tief traurig, wenn jemand von sich glaubt, kein Talent zu besitzen. Es ist eher so, dass wir unser Talent gar nicht erst ausprobieren. Wir wagen es gar nicht zu gucken, was in uns steckt. Oft aus Angst da nichts zu finden. Aber Angst ist da kein guter Ratgeber.
Bei der Familienfreizeit haben wir uns viel Zeit genommen, einmal etwas zu tun und auszuprobieren, was uns liegt und wofür wir Talent entwickeln könnten. Da haben wir Jungs an der Nähmaschine gehabt, die Stolz waren, einen Matchbeutel mit Aufnähern hergestellt zu haben. Da haben wir Mädchen gesehen, die glücklich waren, nach einigem Ausprobieren selbst konstruierte Raketen in den Himmel geschossen zu haben. Und große Jungs haben sich mit Eifer daran gemacht, mit viel Geduld einen Stop Motion Film mittels Spielfiguren Bild für Bild zu drehen. Das Gleichnis von den Talenten wurde in Szene gesetzt. Und derjenige, der sein Talent mit dem Bagger vergraben hat, damit nichts verloren geht, musste heftige Kritik hinnehmen: das Talent sollte genutzt werden. Denn nur so wird es vermehrt und gepflegt. Dann kann keiner mehr von sich sagen eine talentfreie Zone zu sein. Sondern er erkennt: Gott hat mich mit Talenten ausgestattet. Ich darf, ich soll sie erkunden, entdecken, nutzen. Ich muss mich nicht verstecken!
Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer