Die Nothelfer am rechten Seitenaltar
Bekannt ist der Begriff der „Vierzehn Nothelfer“. In der Predella des rechten Seitenaltars finden wir allerdings nur zwölf Heiligenfiguren, die in diesem und den nächsten Kirchenboten vorgestellt werden sollen. Grundsätzlich gibt es bei der Liste dieser Nothelfer regionale Unterschiede.
Werden bzw. wurden sie im Katholizismus als Schutzpatrone im Gebet angerufen, so gelten sie auch in der evangelischen Kirche als Vorbilder im Glauben.
Pantaleon
Gedenktag: 27.07.
Namensbedeutung: „Ganzer Löwe“, „Der Löwenstarke“; von Gott wurde ihm der Name „Der ganz Barmherzige“, „Allerbarmer“ verliehen
Attribute: Hände auf den Kopf genagelt, manchmal auch Salbbüchse oder Arztbesteck
Patron für: Ärzte und Hebammen
Pantaleon war der Sohn einer Christin und eines Heiden und wurde von Maximian, dem Leibarzt des Kaisers, unterwiesen. Durch seine Heilungen bekehrte er auch seinen Vater und wurde der Leibarzt des Kaisers Diokletian.
Er gehört mit Cosmas und Damian zu den heiligen Ärzten und „Geldverächtern“, weil er sich seine ärztlichen Dienste nicht entlohnen ließ.
Seine Erfolge lösten Missgunst und Neid bei den anderen Ärzten aus, so dass sie ihn beim Kaiser anschwärzten, worauf er eine Vielzahl von Martyrien erleiden musste, die er alle überlebte.
Daraufhin ordnete der Kaiser seine Enthauptung an, wobei ihm die Hände auf dem Kopf festgenagelt wurden, wie es auch dieser Abbildung entspricht. Vor der Hinrichtung bat er Gott, seinen Peinigern zu vergeben, weshalb er den neuen Namen „Allerbarmer“ von Gott erhielt.
Ägidius/ Egidius
Gedenktag: 01.09.
Namensbedeutung: „Der Schildträger“ (griech.)
Attribut: Hirschkuh
Patron für: Bettler, Bogenschützen, Pferdehändler, stillende Mütter… Vieh und Wald stehen unter seinem Schutz
Bauernregeln: „Ägidius‘ Regen kommt ungelegen“
„Wer Korn schon um Ägidi sät, nächstes Jahr viel Frucht abmäht.“
Über das Leben des Ägidius ist wenig bekannt, aber viele Legenden ranken sich um den Kern einer glaubwürdigen Biographie.
Er stammte aus einer adligen Athener Familie. Nach dem Tod seiner Eltern verschenkte er seinen Besitz und ging nach Gallien. Er lebte als Einsiedler in einer Höhle an der Rhone-Mündung. Dort ernährte er sich von wilden Kräutern und eine zahme Hirschkuh stärkte ihn mit ihrer Milch.
Einmal verirrte sich der Westgotenkönig Wamba bei der Jagd und seine Leute verfolgten die schöne Hirschkuh, die sie zu Ägidius führte. Aus der Begegnung von König und Einsiedler entstand eine Freundschaft. Der König errichtete ein Kloster und Ägidius wurde der erste Abt.
Als er einmal beim Papst in Rom war, schenkte dieser ihm zwei wertvolle Türflügel, die er aber ins Meer warf, weil er sein Kloster nicht mit Wertgegenständen belasten wollte. Als er nach Hause kam, waren die Türen vom Meer angeschwemmt worden, was er als Fügung Gottes wertete, die er nicht zurückweisen konnte.
Noch heute gibt es die Klosterkirche St. Gilles, die ein wichtiger Ausgangs- und Sammelpunkt für die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela ist.
Unter den klassischen Nothelfern ist Ägidius der einzige, der nicht zugleich Märtyrer ist.
Georg
Gedenktag: 23.04.
Namensbedeutung: „Der Landwirt“
Attribut: Drachen
Patron für: Bauern, Ritter, Kreuzfahrer und ihre Orden
Bauernregel: „St. Jörgen vorbei, geht die Wiese ins Heu.“
Vom Leben des Hl. Georg gibt es keine eindeutigen Urkunden. Seine romanhafte Vita (Lebensgeschichte) wurde immer mehr ausgeschmückt, was dazu führte, dass sogar die Kirche vor nicht beweisbaren Erzählungen warnte.
Dies tat der Verehrung durch die Gläubigen allerdings keinerlei Abbruch, ganz im Gegenteil: Georg ist einer der volkstümlichsten und bekanntesten Heiligen.
Bekannt ist in erster Linie sein Kampf gegen den Drachen, wobei in vielen Religionen der Kampf gegen den Drachen als der Kampf gegen das Böse schlechthin gilt.
Ein giftiger Drache soll die Stadt Silena bedroht haben. Zunächst forderte er täglich zwei Schafe, doch schließlich wollte er jeweils einen Jüngling und ein Mädchen als tägliches Opfer.
Als das Los für die Opfergabe auf die einzige Tochter des Königs fiel, nahm Georg den Kampf gegen den gefährlichen Drachen auf und verletzte diesen schwer. Die Prinzessin führte den verletzten Drachen an ihrem Gürtel in die Stadt.
Georg, der Christ war, erschlug den Drachen jedoch erst endgültig, nachdem die gesamte Stadtbevölkerung sich hatte taufen lassen.
Georg ist der Inbegriff des Kämpfers, weshalb er im Mittelalter für Ritter und Orden so eine große Bedeutung erlangte. Da man in dieser Zeit auch gerne Spiele aufführte und Umzüge veranstaltete, gibt es bis in unsere Zeit z.B. den „Drachenstich“ in Furth im Wald. Bei uns bekannt ist auch der jährliche Georgsritt in Happurg.
Nikolaus
Gedenktag: 06.12.
Namensbedeutung: „Sieg des Volkes“
Attribute: Bischofsstab, drei Goldklumpen/ Kugeln
Patron für: eine Vielzahl von Berufen, Beschützer der Jungfrauen
Bauernregel: „Regnet’s an St. Nikolaus, wird der Winter streng und graus.“
Nikolaus wurde in Patras/ Türkei geboren und war der spätgeborene Sohn reicher Eltern. Er war ein frommes Kind und sein Onkel, der Bischof von Myra, weihte ihn zum Priester.
Sein Erbe verteilte er großzügig unter den Bedürftigen und nur sehr ungern ließ er sich zum Abt des Klosters wählen.
Als er einmal von einer Wallfahrt ins Heilige Land zurückkehrte, wurde er zum Bischof bestimmt, weil er als erster am Morgen die Kirche betreten hatte. Auf dieses ungewöhnliche Vorgehen hatte man sich verständigt, weil man sich vorher auf keinen Kandidaten einigen konnte. Seine Zeit als Bischof fiel noch in die Zeit der Christenverfolgungen und er musste Kerkerhaft und Verhöre über sich ergehen lassen. Gleichwohl zeichnete er sich durch eine kluge Amtsführung aus. Die Situation der Christen verbesserte sich, nachdem Konstantin der neue Kaiser geworden war.
In der Ostkirche ist Nikolaus der wichtigste Heilige und steht gleich neben der Gottesmutter.
Viele Geschichten ranken sich um seine Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft. So rettete er drei Schwestern, die von ihrem Vater zur Prostitution gezwungen werden sollten, um Geld für die Familie zu verdienen. Er schob jeweils einen Klumpen Gold in die Schlafkammer der Mädchen, so dass diese ihrem Los entkamen.
Die protestantische Kultur machte aus Nikolaus den Weihnachtsmann.
Katharina
Gedenktag: 25.11.
Namensbedeutung: „Die Reine“
Attribute: zerbrochenes Rad, Schwert, Krone oder Buch
Patronin für: Bibliotheken, Studenten, Gelehrte aber auch andere Berufe
Bauernregeln: „Wie St. Kathrein wird’s auch an Neujahr sein.“
„St. Katharinenschnee tut dem Kohl und Samen weh.“
Katharina stammt aus Alexandria in Ägypten.
Als überzeugte Christin schalt sie Kaiser Maxentius wegen seines Götzendienstes. Daraufhin erhielt sie die Aufforderung, mit 50 heidnischen Gelehrten zu diskutieren.
Hier überzeugte sie durch ihren scharfen Verstand und durch ihren Glauben, so dass sie die Philosophen im Diskurs besiegte und zu ihrem Glauben bekehrte.
Ein solches Ergebnis war in der damaligen Männerwelt natürlich nicht tragbar, so dass der Kaiser ihren Tod verlangte, nachdem er vorher alle 50 Gelehrten hatte verbrennen lassen.
Katharina wurde auf ein Rad gebunden, das mit Nägeln beschlagen war und sie zerfleischen sollte, aber durch ein Wunder zerbrach das Rad, woraufhin der Kaiser die Enthauptung Katharinas anordnete.
Engel sollen ihren Leichnam auf den Berg Sinai gebracht haben, wo ein Kloster über ihrem Grab errichtet wurde.
Als weibliche Heilige ist sie nach der Mutter Gottes die am häufigsten Abgebildete.
Häufig wird sie gemeinsam mit der Hl. Margareta und der Hl. Barbara dargestellt: die drei heilgen Madln, so auch an eben diesem Seitenaltar im Mittelschrein über der Predella.
Veit
Gedenktag: 15.06.
Namensbedeutung: Ableitung vom lat. „vita“, das Leben
Attribute: Ölkessel, Hahn, Buch, Löwe
Patron für: Jugendliche, Haustiere und eine Vielzahl von Berufen
Bauernregel: „Ist zu St. Veit der Himmel klar, gibt es ein fruchtbares Jahr.“
„Nach St. Veit wendet sich die Zeit.“
Veit ist der Sohn eines sizilianischen Edlen, der von seiner Amme Creszentia und seinem Lehrer Modestus zum christlichen Glauben erzogen wurde.
Schon als Kind bewirkte er Wunder, was seinen Vater jedoch nicht stolz, sondern misstrauisch machte. Alle weltlichen Genüsse, mit denen man ihn verführen wollte, brachten ihn nicht von seinem Glauben ab. Selbst als Veit seinen Vater von dessen Erblindung heilte, konnte er diesen nicht von seinem Glauben überzeugen, ganz im Gegenteil, er musste mit seinen Erziehern aufs Festland flüchten.
Dort erging es ihm mit dem Kaiser Diokletian ähnlich wie mit seinem Vater.
Obwohl er das Kind des Kaisers von einem Dämon befreite, weckte er den Unmut des Kaisers, so dass dieser ihn den wilden Tieren vorwarf und in einen Kessel mit siedendem Öl steckte. Durch ein Erdbeben wurde er befreit und ein Engel brachte ihn mit seinen Erziehern in die Campagna, wo er ungestört bis zu seinem Tod lebte.
Bekannt ist der Begriff „Veitstanz“. Damit war ursprünglich ein Tanz um das Sonnwendfeuer gemeint.
Später wurde Veit der Namensgeber einer Epidemie mit Anzeichen unerklärlicher Fallsucht.
Margareta
Namensbedeutung: „Die Perle“
Attribut: Drache, auf den sie steigt – in Franken: „Margareta mit dem Wurm“
Patronin für: Frauen, bes. Ammen, Schwangere und Wöchnerinnen; aber auch für Bauern
Bauernregel: „Hat Margaret kein Sonnenschein, so kommt das Heu nicht trocken herein.“
Margareta lebte im 4. Jh. In Antiochia (heute Antakya, Türkei).
Ab dem 7.Jh. wurde sie verehrt und die Legendenbildung um ihre Person setzte ein. Danach war ihr Vater ein heidnischer Priester, der sie wegen ihres Glaubens an den Präfekten verriet. Dieser verliebte sich jedoch wegen ihrer strahlenden Schönheit in Margareta und bot ihr die Ehe an, sofern sie sich vom christlichen Glauben abwenden würde.
Da sie das entschieden von sich wies, ließ der verschmähte Liebhaber sie grausam foltern.
Im Kerker wartete eine weitere Prüfung in Form eines gefräßigen Drachens auf sie. Tapfer schlug sie das Kreuzzeichen und setzte ihren Fuß auf die Bestie. Diese verwandelte sich in eine Teufelsgestalt und schrie: „Oh, ich bin besiegt.“
Durch dieses Erlebnis ermutigt, verweigerte Margareta am nächsten Tag den Götzendienst, was ihr noch mehr Folter einbrachte.
Da kam es zu einem Erdbeben, so dass die Folterknechte sich entschlossen, sie sofort zu enthaupten.
Wegen ihres Sieges über den Drachen gilt Margareta auch als das weibliche Pendant zum Heiligen Georg.
Quelle: Unsere Heiligen von Annette Faber, Verlag Fränkischer Tag, 2000
Bildnachweis: Huth