Auf ein Wort
„Die Deutschen haben die Uhr, und die Neuguinis … Zeit“. Das charakterisiert gut die Unterschiede zwischen den Menschen in unserem Partnerdekanat und uns. Das Leben dort hat ganz andere Herausforderungen als das bei uns. Hier muss sich jeder im Arbeitsprozess behaupten und seinen Alltag bewältigen, der von einer hohen Dichte an Abläufen geprägt ist. Das ländliche Leben auf der anderen Seite der Erdkugel muss damit zurechtkommen, dass oft nicht erreichbar und vorhanden ist, was nötig wäre.
Die Verschiedenheit ist es, was die Partnerschaft so eindrücklich macht. Die Besuchergruppe von dort hat mit einem außerordentlich reichen Programm erfahren dürfen, wie hier unser Leben so läuft. Aber die Partnerschaft ist eben keine Einbahnstraße. Wir geben als „reiches“ Land nicht nur an das „arme“ Land, sondern wir hören und erfahren auch, was das Leben dort bereichert. Und das Thema „Zeit“ gehört da sicherlich dazu. Aber im Gespräch mit dem Kollegen aus PNG hat mich sehr nachdenklich gestimmt: Es sei so toll, hier alles zu haben. Wenn Gottesdienst gefeiert wird, ist alles da: Wunderschöne voll eingerichtete Kirchen, Mesner, Musik, es muss nicht erst mühsam alles zusammengesammelt werden. Und bei mir habe ich gedacht: Ja, das stimmt, es ist alles da. Aber dort kommen alle zum Gottesdienst zusammen, um Neuigkeiten auszutauschen, um vom Glauben zu reden und ihn intensiv in Lied und Gebet auszudrücken. Fast den ganzen Sonntag lang. Wir dagegen werden bei 60 Minuten Länge nervös und nur wenige haben dafür Zeit.Jeder hat auch bei uns seinen Glauben. Aber mich bewegt die Frage: wann leben wir ihn? Bei der Kinderbibelwoche haben wir am Symbol Baum gesehen, dass wir uns in Gottes Liebe einwurzeln müssen, damit wir im Glauben wachsen können. An unseren Besuchern sehe ich: Sie pflegen ihren Glaubensbaum regelmäßig. Ihr Gottvertrauen ist stark. Das können wir von ihnen lernen.
Danke, liebe Neuguinis.
Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer