Dekanat Hersbruck Schwerpunktdekanat Friedensdekade 2022
In diesem Jahr wurde das Dekanat Hersbruck zum Schwerpunktdekanat der Friedensdekade ausgewählt. Diese fand vom 06.-16. November unter dem Motto Zusammen:Halt statt und wurde von einem ganzen Reigen von Veranstaltungen begleitet, darunter auch drei Abende in Ottensoos, durchgeführt vom Friedensgebetsteam.
Die Eröffnung fand in der Christuskirche in Lauf statt und stand ganz unter dem Eindruck des momentanen Krieges in der Ukraine, umrahmten den Gottesdienst doch zwei junge ukrainische Sänger, die mit ihren überaus kraftvollen Stimmen die Gemeinde beeindruckten.
In ihren Texten verdeutlichten sie, dass ihr Leben nie mehr so sein kann wie vor dem Krieg, dass ihre Gedanken permanent bei ihren Freunden und der Familie in der Heimat sind, dass sie Sehnsucht haben, dass es aber nun gilt zu kämpfen.
Ingret und Konstantin Kostenko sind Geschwister und kommen aus der zentral gelegenen ukrainischen Stadt Winnyzja, wo ihre Mutter Pfarrerin in einer lutherischen Gemeinde ist.
Diese konnte in einer Videoschalte zur Laufer Gemeinde sprechen, was alle sehr berührte, sprach sie doch in Deutsch zum Thema was Frieden für sie bedeutet. Sie erinnerte sich, dass das Wort Frieden für sie in der Vergangenheit immer bedeutet hatte, Frieden innerhalb der Familie, unter Freunden oder in der Gemeinde zu verwirklichen. Durch den Krieg wurde der Begriff „Friede“ für sie existentiell. Die kleine Gemeinde leistet hierbei ganz praktische Hilfe, indem sie einer Vielzahl von Binnenflüchtlingen aus den östlichen Landesteilen Zuflucht schenken und täglich für hundert Personen kochen. Dies geht momentan noch durch die Spenden aus Lauf, die mit der dortigen Gemeinde eine Partnerschaft verbindet.
Pfarrer Tronsch von der Arbeitsstelle für konstruktive Konfliktbearbeitung (kokon) in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern hielt die Predigt und erinnerte an die Anfänge der kirchlichen Friedensarbeit 1980 unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“. Das Motto zierte T-Shirts friedensbewegter Jugendlicher, Plakate, Aufkleber usw. Es stellt sich die Frage, was angesichts des Kriegs in der Ukraine von diesem Lebensgefühl geblieben ist.
Er nannte zwei Punkte, die eindeutige Früchte dieser Diskussionen sind, so spielt der Begriff Mediation in vielen Bereichen eine Rolle. Mediation wird definiert als ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes, bei dem unabhängige „allparteiliche“ Dritte die Konfliktparteien in ihrem Lösungsprozess begleiten. Streitigkeiten können außergerichtlich beigelegt werden, in Schulen werden Schüler zu Streitschlichtern ausgebildet.
Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass es heute unbestritten ist, dass Kindererziehung gewaltfrei erfolgen soll.
Aber wie kann der Slogan angesichts einer militärischen Bedrohung gedacht werden, wie steht es da eben mit Waffenlieferungen? Pfarrer Tronsch spricht das aus, was eventuell viele denken: Egal was man macht, man kann es nicht richtig machen.
Er betont, dass ihm dabei sein Glaube hilft. Der Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde vom Propheten Micha geschrieben und er hat diesen in einer Situation geschrieben, die alles andere als friedlich, sondern von schlimmen Kriegsgräueln gekennzeichnet war. Trotzdem äußerte er diese Hoffnung, der wir uns auch anschließen können.
Pfarrer Tronsch ebenso wie Dekan Tobias Schäfer eröffneten mit dem Gottesdienst die diesjährige Friedensdekade.
Buße – ein Geschenk
Zum Abschluss der Friedensdekade predigte Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in der Stadtkirche in Hersbruck. Dabei machte sie deutlich, dass wir Ängste haben, weil wir uns in den Friedenszeiten gut eingerichtet haben und darauf vertrauten, dass die Gewinnsteigerungen zuverlässig voranschritten. Im Psalm 85 erlebt der Psalmbeter auch eine Situation, in der er meint, Gott habe sich abgewendet.
Im weiteren Verlauf des Psalms dreht sich die Stimmung und es heißt: „Doch ist ja Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen…“ Aus dem Vers spricht die Sehnsucht und die Frage entsteht: Wie kommt man denn dazu, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen?
Die Predigerin schlägt den Bogen zum Buß- und Bettag und vermittelt, dass Buße ein wunderbares Geschenk an uns ist, eine Möglichkeit, Wege aus dem Falschen zu finden. Doch wie geht denn Umkehr? Dazu zitiert sie aus Jeremia: „Bekehre du mich Herr, so kann ich mich bekehren.“
Wenn zwei Menschen streiten und sich einer im Zorn abwendet und sich verhärtet, dann kann sich diese Verhärtung lösen, wenn der andere nicht Türen schlagend den Raum verlässt, sondern dem anderen über den Rücken streicht und ihn zu sich herwendet. Dieses Bild verdeutlicht, wie Gott uns bekehren kann und will. Vor diesem Hintergrund können wir nur beten, dass Gott Menschen wendet und aus der Sackgasse herausholt.
Wir können dabei mitwirken, Frieden in die Welt zu tragen und die Regionalbischöfin dankte allen, die ihren Beitrag zur Friedendekade geleistet haben.
Bildnachweis: OpenAI