Der Kirchenraum für mich…

Beim Gemeindefest wurden die Gemeindeglieder dazu aufgefordert, aufzuschreiben, welcher Kunstschatz in unserer schönen St. Veitskirche sie besonders anspricht. Bei den Rückmeldungen wurden nicht nur Kunstschätze angesprochen, so dass die Überschrift über diesen Schwerpunkt nun lautet:

Der Kirchenraum für mich …

Spontan fällt mir kein richtiger Kunstgegenstand ein, sondern: die alten Bänke. Wenn ich darauf sitze, denke ich daran, welche Menschen früher hier gesessen sind.

Kirchenbank St. Veit
Kirchenbank St. Veit

Sie müssen wohl viel kleiner gewesen sein, als diese Sitzbänke geschreinert worden sind, denn die Sitzfläche ist für mich sehr kurz. Trotzdem möchte ich diese Bänke nicht durch bequemere Sitzmöglichkeiten tauschen.

Mir geht oft durch den Kopf, was diese Menschen, die hier auf meinem Platz am Gottesdienst teilgenommen haben, bewegt haben könnte. Welche Sorgen und welche Freuden sie hatten, welche Gebete sie gebetet haben und was sie aus der Predigt des jeweiligen Pfarrers mit nach Hause genommen haben könnten. Manchmal werden dann meine, meist kleinen, Sorgen relativiert und das tut mir gut.

Abendmahl

Ich mag die Darstellung der Abendmahlsfeier in der Predella des Marienaltars sehr und in ihr besonders die beiden Figuren von Jesus und Johannes. Jesus hat seinen Arm um Johannes Schulter gelegt. Kurz vorher hat er seinen Jüngern offenbart, dass ihn einer aus der Runde verraten wird. Beim Betrachten der anderen Jünger kann man viele Emotionen erkennen: Betroffenheit, Zweifel, Unsicherheit, Neid, Entsetzen. Doch Johannes fühlt sich durch die Nähe Jesu sicher und getröstet.
Jesu Hand auf meiner Schulter – auch und gerade in schwierigen Zeiten meines Lebens.

Ich würde gerne das Wort Kunstschatz teilen. Wenn ich mir zuerst das Wort Kunst hernehme, zählt darunter neben der Malerei auch die Musik. Und wenn ich an das Wort Schatz denke, fällt mir sofort etwas Wertvolles ein.

Gesangbücher
Gesangbücher

Im Zusammenhang mit unserer Kirche möchte ich das Regal mit den vielen Gesang- und Liederbüchern für mich als Kunst-Schatz benennen. Das Singen verbindet die Menschen, gibt ein Gefühl von Gemeinschaft und mir außerdem noch gute Laune, Zuversicht, Freude, Unterstützung für den Alltag – je nach Lied. Deshalb freue ich mich, dass wir diesen Liedschatz haben.

Eine Kirchenbesucherin aus Lauf-Neunhof schreibt:

– Die Holzstatue des heiligen Veit ist wunderschön gearbeitet. Den heiligen Veit kannte ich vorher gar nicht.
– Das Wunschkistla für Lieder im Gottesdienst ist eine tolle Idee.

Marienaltar
Marienaltar

– Besonders beeindruckt mich auch der Marienaltar, denn es ist in einer evangelischen Kirche selten, dass Maria eine solche Aufmerksamkeit findet. Das ist für mich als evangelische Frau bedeutsam.

Bei mir gibt es zwei Plätze, bei denen ich mich ganz besonders mit der Kirche und mit Gott verbunden fühle.
1. Der Hauptaltar: Wenn ich mit vielen Gottesdienstbesuchern beim Abendmahl vor dem Hauptaltar stehe, habe ich das Gefühl, Gott in seiner Größe und Herrlichkeit näher zu sein.

Hauptaltar
Hauptaltar

2. Das Deckengewölbe: Menschen haben vor Jahrhunderten dieses zur Ehre Gottes geschaffen. Es trägt das Kirchenschiff und vermittelt Schutz und Geborgenheit.

Unsere St. Veit Kirche gefällt mir insgesamt sehr, sehr gut und es ist schwierig, sich für einen Kunstschatz o. ä. zu entscheiden. Mich spricht das Kreuzgewölbe besonders an. Es verändert auch seine Wirkung, je nachdem, ob man unten im Schiff oder auf der Empore sitzt, bei

Kreuzgewölbe
Kreuzgewölbe

Sonnenlicht oder mit angeschalteten Lampen – es zaubert eine ganz besondere Stimmung und trägt zur speziellen Atmosphäre unserer Kirche bei. Die Höhe des Bauwerkes, die tragenden Säulen, die farbigen Rippen – es ist ein ganzheitlich stimmungsvolles Kirchengebäude mit intensiver Ausstrahlung auf mich. Bei jedem Gottesdienstbesuch spüre ich diese Besonderheit und bei vielen freudigen und traurigen Anlässen fand und finde ich Trost, Ruhe, Schutz und Geborgenheit.

Was mir an der Kirche gefällt?
Schon von außen finde ich das Gebäude sehr beeindruckend. Durch die Wehrmauern fühle ich mich geschützt und behütet.
Das Innere mit den vielen Fenstern und Säulen erzeugt bei mir das Gefühl von Geborgenheit.

Orgel
Orgel

Gerne sitze ich auf der Empore und habe die Orgel im Blick. Schön finde ich auch den Altarraum und die Atmosphäre z.B. beim Abendmahl, insgesamt betrachtet ein Ort, wo ich immer gerne hingehe.

Beim rechten Seitenaltar finden sich unten in der Predella viele Heiligenfiguren, darunter auch der heilige Christopherus. Er ist wohl auch etwas bekannter, weil es von ihm eine Ansichtskarte gibt.
Ich finde die Geschichte des Christopherus, des Christusträgers, geheimnisvoll. Ein junger Mann wollte seine Dienste nur dem Mächtigsten der Welt unterstellen und diente sogar dem Teufel. Als

Christopherus
Christopherus

dieser aber vor einem Kreuz auswich, merkte der junge Mann, dass der Teufel doch nicht so mächtig war. Ein Einsiedler riet ihm, hilflose Menschen über einen gefährlichen Fluss zu bringen. Einmal begehrte ein Kind, hinüber getragen zu werden, aber es wurde ihm immer schwerer und schwerer. Am anderen Ufer offenbarte sich das Kind als der König Jesus Christus, dem der junge Mann von nun an diente.
Als ich mir die Heiligen mal genauer angesehen habe, habe ich gemerkt, dass Christopherus der einzige Heilige ohne Schuhe ist. Das weist für mich auch auf eine gewisse Bodenständigkeit und Unabhängigkeit von Geld und Reichtum hin. Das imponiert mir, außerdem gefällt mir der Name auch als Taufname.
Unsere Kirche ist dem Heiligen Veit geweiht und je mehr ich mich mit der Kirche als Bauwerk und seinen Kunstschätzen beschäftigt habe, desto mehr ist mir aufgefallen, wie oft der Heilige in unserer Kirche vorhanden ist. Die wunderbar geschnitzte Lindenholzfigur war mir schon lange bekannt, aber dass Veit allein im Altarraum dreimal zu finden ist, dass er in der Predella des Jungfrauenaltars als einer der Nothelfer über uns wacht, das war mir gar nicht so bewusst.

Veitsaltar
Veitsaltar

Ganz besonders gerne betrachte ich mir jedoch den Veitsaltar an der Nordseite, der ja vor etwa 20 Jahren renoviert worden ist. Schon allein die bunten Farben beindrucken mich sehr, dann Veit selbst als blondgelockter Jüngling in der Kleidung des 15. Jahrhunderts mit einem langen Ober- und Untergewand und spitzen Schuhen. In den Händen hält der seine Attribute, das Buch und den Hahn. Das Buch soll sicher die Heilige Schrift darstellen und ist ein Hinweis darauf, dass Veit auf das Wort Gottes vertraut. Veit geht auf Christus zu, der aus seinen Wundmalen blutet. Damit hat der Künstler ausgedrückt, dass Veit sein Vertrauen auf den Sohn Gottes setzt und sich unter seinen Schutz begibt.
Für mich ist das die Botschaft dieser Tafelbilder: das Lesen in der Bibel und das Zugehen auf Christus