Reise nach Papua-Neuguinea
Reiseablauf
Unsere Reisegruppe, bestehend aus Georg Pilhofer (Pfarrer in Hohenstadt), Elisabeth Pilhofer, Franz und Marianne Semlinger, Eva Scholz und uns beiden, Johanna Lassauer und Annika Häberlein, startete am 27.07.12 nach Papua Neuguinea.
Gemeinsam fuhren wir mit dem Zug nach Frankfurt und flogen von dort aus nach Singapur mit dem A380 . In Singapur hatten wir acht Stunden Aufenthalt und so beschlossen wir drei Mädels in die City zu fahren und uns Singapur anzusehen. Um 23:40 Uhr (Ortszeit Singapur) ging es los nach PNG.
Nach unserer Ankunft in Port Moresby, der Hauptstadt, machten wir eine kleine Stadtrundfahrt. Danach flogen wir weiter nach Lae, der zweitgrößten Stadt in PNG.
Dort empfing uns Simeon Moses mit Blumenketten am Flughafen. Am nächsten Tag ging es zum Schiff und wir erlebten eine sehr unangenehme vierstündige Überfahrt nach Finschhafen, bei der wir alle seekrank wurden. Von dort aus wurden wir von Kedabing Lukas mit einem offenen Laster nach Logaweng gefahren.Logaweng ist eine Ausbildungsstätte für Pfarrer, in der auch Fred Yawomar unterrichtet. Dieser war für ein paar Jahre in Hohenstadt als Pfarrer.
Vier Nächte verbrachten wir in Logaweng und lernten die Umgebung näher kennen. Hierzu gehörte auch der traumhafte Badeplatz in Butaweng. Außerdem besuchten wir noch Sattelberg und Heldsbach, die beide eine wichtige Rolle in den Anfängen der Mission spielten. Ein Highlight in Logaweng war das gemeinsame Kochen mit Mitio (Frau von Kedabing) und Frauen aus dem Dorf.
Die Rückfahrt mit dem Schiff am 03.08. war zum Glück angenehmer als die Hinfahrt. Wir verbrachten zwei Tage in Lae. Dort lernten wir die Wantoats kennen, die in Lae leben. Eine der Frauen verabschiedete sich von uns mit den Worten „We will see us in heaven.“ Gemeinsam mit Steffen Mitz (Bauingenieur aus Deutschland, der in Lae lebt) und seiner Frau besuchten wir den Markt.
Am 05.08.12 ging es los nach Wantoat, wo wir neun Nächte verbrachten. Von dort aus machten wir uns auf den Weg nach Madang. Nach einer Nacht im Guesthouse ging es am folgenden Tag auf die Insel Karkar, wo Barbara (geb. Semlinger) mit ihrer Familie wohnt. Auf KarKar blieben wir drei Nächte.
Fotos zum Thema: Häberlein/ Lassauer
Am 18.08.12 ging es schließlich mit dem Speedboat zurück nach Madang. Hier waren wir sehr erstaunt über die riesigen Fledermäuse (ca. 1 m Spannweite), die Tag und Nacht herumflogen. Zum Abschluss unserer Reise besuchten wir den großen Markt und eine Butterflyfarm, wobei sich der Besuch dort als Waldspaziergang herausstellte.
Am 21.08.12 mussten Georg, Liz, Eva und wir beide den Rückflug antreten. Von Madang aus ging es mit dem Flugzeug nach Port Moresby, von dort nach Singapur und wie gewohnt nach Frankfurt. Nach gut 38 Stunden standen wir wieder auf unserem heimischen Nürnberger Hauptbahnhof und wurden mit Blumen und freudigen Gesichtern empfangen.
Annika und Johanna
Interview mit Annika und Johanna
Wie seid ihr beide dazu gekommen euch für die Reise in ein so fernes Land zu entscheiden?
Annika hat schon in der 2. Klasse von Elfriede Deinzer im Religionsunterricht über deren Reise nach Wantoat im Jahr 2000 erfahren und Elfriede hatte ihr damals versprochen, dass sie sie beim nächsten Mal mitnimmt. Dass sich dieser Kinderwunsch nun bestätigt hat, ist etwas ganz besonderes.
Johanna hat beim Osterfrühstück 2011 von der geplanten Reise der Delegation gehört und spontan gefragt, ob sie da nicht mitfahren könnte. Beide haben nicht lange überlegt und sich gemeinsam für die Reise entschieden.
Habt ihr im Vorfeld Ängste und Bedenken gehabt?
Am Anfang überhaupt nicht. Wir wussten schon, dass es nicht ungefährlich ist, aber wir hatten keine Angst und sahen es als Herausforderung. Kurz vor Reisebeginn haben wir dann von einer Seite viel Negatives gehört und wie gefährlich es für junge Mädchen dort sei. Das hat uns dann schon etwas Angst gemacht, aber davon hat sich Gott sei Dank nichts bestätigt.
Gab es bei der Reise Probleme?
Im Land hatten wir keine Probleme, alles war von unseren Gastgebern ganz toll vorbereitet und super organisiert. Wir haben viele gute Sachen zu essen bekommen und alle waren so freundlich. Immer war jemand vom Partnerschaftskomitee um uns herum, damit uns nichts passiert.
Was war euer schönstes Erlebnis?
Wir haben ganz gute Freunde in Wantoat gefunden, wirklich gute Freunde, so dass uns der Abschied sehr schwer gefallen ist (die Augen der beiden glänzen feucht). Besonders als unsere Freunde sagten „We’ll meet again in heaven.“ („Wir werden uns im Himmel wiedersehen.“) wurde uns bewusst, dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass wir uns in diesem Leben nicht mehr sehen. Außerdem hat uns diese unbeschreiblich schöne Natur fasziniert. Als wir einmal an einem Aussichtspunkt waren, von dem man über den Regenwald blicken konnte, war das unglaublich beeindruckend. In Karkar konnten wir auch schnorcheln und die Unterwasserwelt ist so wunderbar vielfältig.
Habt ihr dort auch andere Deutsche kennen gelernt?
Ja. Wir haben Missionare kennen gelernt, die sich auch gefreut haben, Gäste aus Deutschland zu sehen. In Logaweng war eine Familie mit drei Kindern und die Kinder waren natürlich begeistert, dass deutsche Jugendliche da waren. Eine Tochter hat uns gefragt, warum wir immer Wanderschuhe anhaben und nicht barfuß laufen. Als wir antworteten, das wäre uns so empfohlen worden, sagte sie: „Ihr müsst aufhören deutsch zu denken.“
Wie habt ihr die Gottesdienste erlebt?
In Logaweng haben die Studenten der dortigen Ausbildungsstätte im Gottedienst mehrstimmig gesungen, das war sehr berührend und ist uns so ans Herz gegangen. Auch sonst ist in den Gottesdiensten viel mehr Leben als bei uns und die Menschen sind mit so großer Freude und Begeisterung dabei. Wir haben auch den Eindruck, dass der Glaube und die alltäglich gelebten Werte dort einfach zusammen gehören. Allerdings waren manche Predigten etwas befremdlich und die Bildsprache nicht immer ganz nachvollziehbar.
Hat sich für euch durch die Reise etwas verändert?
Wir denken jeden Tag an unsere Freunde dort. Und wir versuchen das dortige Lebensmotto „isi, isi“ (engl. easy, easy, deutsch leicht, langsam) ein Stück weit mit in unser Leben herüber zu retten, das bedeutet mit mehr Gelassenheit und weniger hektisch an die Anforderungen des Lebens heranzugehen.
Vielen Dank für dieses Interview. Wir finden es toll, dass ihr euch zu dieser Reise entschlossen habt. Manche meinen ja, die heutige Jugend würde nur egoistisch an sich selbst denken. Durch euren Einsatz habt ihr das Gegenteil bewiesen.
Unsere Zeit in Wantoat
Am 05.08.12 starteten wir um 11 Uhr endlich Richtung Wantoat, mitten in den Dschungel. Nach einem kurzen Gebet ging es mit zwei Pickups los. Die erste Stunde brausten wir mit 120 km/h über den Highway. Wir genossen den Fahrtwind, da wir drei Mädels mit zwei Einheimischen auf der Ladefläche saßen. Bald tauchten auch schon die saftig grünen Berge neben uns auf, und wir verließen kurz danach die geteerte Straße, um in einem Wasserbett weiter zu fahren. Als Wegzehrung bekamen wir frisch geerntete Erdnüsse, die wir mit unseren Begleitern aßen.
Als wir die Grenze zum Wantoat Seket überquerten, empfing uns ein selbstgemachtes Willkommensplakat. Wir waren total überrascht und freuten uns über die nette Geste. Kurz danach erreichten wir ein kleines Dorf, in dem wir feierlich mit unserem allerersten Sing Sing begrüßt wurden. Ein grüner Vorhang versperrte uns die Sicht ins Dorf, der sich erst nach einem Gebet und der einsetzenden Musik öffnete. Die Dorfbewohner tanzten, trommelten und sangen für uns. Jeder bekam eine wunderschöne Blumenkette um den Hals gehängt. Nach einer leckeren Stärkung ging es weiter. In er Abenddämmerung erreichten wir um 18 Uhr Kongaim, das Zentrum von Wantoat. Hinter uns lagen 45 km quer durch den Dschungel, und wir spürten das erste Mal die Weite des Landes.
Unsere erste Nacht im Missionshaus war so kalt, dass wir glatt vergaßen, dass wir in den Tropen waren. Die weiteren Nächte schliefen wir mit drei Decken, unserem Hüttenschlafsack, Fleecepullover, langer Hose und Stricksocken.
In den folgenden Tagen erwartete uns ein straffes Programm. Wir besuchten fünf von acht verschiedenen Parishes (Pfarreien). Insgesamt besteht Wantoat aus 62 Gemeinden und 8000 Gemeindemitgliedern, wobei keiner unter 14 mit eingerechnet ist. In jedem Parish wurden wir herzlich mit einem Sing Sing, Essen und Geschenken empfangen. Wir feierten viele wunderschöne Gottesdienste mit kraftvollem Gesang der Einheimischen. Die Gastfreundschaft und die Gottesdienste überwältigten uns jedes Mal von neuem.
Das Highlight von uns zwei Mädels war die Wanderung ins Muba Parish, zusammen mit Georg Pilhofer und unseren Begleitern aus dem Poroman Commitee (Partnerschaftskreis in Wantoat). Der glitschige Auf- und Abstieg verbindet uns bis heute mit unseren Freunden. Denn ihnen wurde bewusst, dass uns klar wurde, was die Einheimischen täglich für Strecken zurücklegen müssen, um von Ort zu Ort zu kommen. Alle gaben sich sehr goße Mühe, um uns den Abstieg im Regen so leicht wie möglich zu machen.
Eines Abends machten wir beide einen kleinen Spaziergang. Doch wir waren nicht lang alleine, denn Morgen Moris und Godnana Sineppe (Mitglieder aus dem Poroman Comitee) schlossen sich uns an und zeigten uns die Gegend. Dies war der Beginn einer hoffentlich langanhaltenden Freundschaft.
Nach neun Nächten kam der traurige Tag des Abschieds. Wir bekamen ein allerletztes Abschieds – Sing Sing im Regen. Wir genossen die letzten Stunden auf dem Pickup und im Dschungel mit unseren Freunden. Als wir uns dann endgültig verabschiedeten, waren wir alle total traurig und konnten die Tränen nicht zurückhalten. Wantoat und die Begegnungen dort waren einzigartig und werden uns immer in Erinnerung bleiben.
Annika und Johanna
Besuch in Karkar
Die Insel Karkar liegt ca. eine Stunde und zwanzig Minuten mit dem Speedboat entfernt von Madang. Auf der wilden Überfahrt entdeckten wir fliegende Fische, Delfine und Weißkopfseeadler. Wir kamen am Strand Biabi von Noel Goodyear an. Er ist der Vater von Paul Goodyear und dieser ist wiederum mit Barbara Semlinger verheiratet. Die beiden haben drei Kinder, Hanna, Sophie und Christopher. Barbara und ihre Familie leben auf einem wunderschönen riesigen Grundstück mit eigener Badebucht.
Nachdem wir unser wunderschönes Guesthouse bezogen hatten, tauchten wir in die Fluten des Pazifiks. Wir waren sprachlos, als wir die Unterwasserwelt mit den verschiedensten Korallen und den vielen bunten Fischen sahen.
Am nächsten Tag besichtigen wir die Kakaobaumschule und uns wurde gezeigt, wie der Kakao aus zwei guten Sorten zu einer super Sorte veredelt wird.
Danach zeigte uns Barbara den Herstellungsort von Cobra und erklärte uns die Arbeitsschritte. Cobra ist das geröstete Kokosnussfleisch. Die ganze Flüssigkeit wird entzogen und es bleibt nur das Fruchtfleisch mit dem Fett übrig, welches in einer späteren Verarbeitung in Madang herausgepresst wird. Dadurch entsteht Kokosnussfett.
Der Store (kleiner Supermarkt) von Barbara und Paul ist komplett vergittert, damit nichts gestohlen werden kann. Gemeinsam besichtigten wir die Fermentierung und Trocknung von den geernteten Kakaobohnen. Aus einer guten Kakaobohne kann man eine Tafel Schokolade herstellen. Leider hat sich ein Schädling auf der Plantage eingenistet.
Alle Kakaobohnen werden außerhalb der Plantage geöffnet, damit sich der Schädling nicht weiter verteilt. Eine befallene Kakaobohne kann man nur von innen erkennen, außen ist sie ganz normal. Paul fuhr mit uns durch die 800 ha große Kokosnuss- und Kakaoplantage. Kokosnusspalmen spenden den Kakaopflanzen Schatten, den diese brauchen um zu wachsen. Wir lutschten die frischen Kakaobohnen. Sie haben einen süßsauren Geschmack. Am letzten Tag besuchten wird das Gaubin Krankenhaus. Dort arbeiten drei Ärzte und 38 Krankenpflegerinnen. Es gibt 180 Betten, aber viele Patienten bevorzugen es, auf dem Boden zu schlafen, weil sie es nicht anders gewohnt sind. Jährlich sind 2800 Patienten auf den Stationen untergebracht, in der Notaufnahme lassen sich pro Jahr 10 000 Patienten behandeln. Da die Geburtenrate in PNG sehr hoch ist, lassen sich immer mehr Menschen sterilisieren. Auf Karkar lassen sich 200 Frauen und sogar 100 Männer jährlich sterilisieren. Die Männer machen das aus verschiedenen Gründen. Die einen sagen, dass ihre Frauen ihnen schon viele Kinder geschenkt haben und sie jetzt den Frauen entgegenkommen möchten. Die anderen sagen, sie lassen sich sterilisieren, damit sie nicht so viele uneheliche Kinder zeugen.
Ein großes Problem ist AIDS. Es sind schätzungsweise 200 Menschen auf der Insel infiziert, allerdings hat das Krankenhaus erst 23 Menschen positiv getestet. Die Aufklärungsarbeit wird immer weiter vergrößert und verstärkt.
Die Rückfahrt zum Biabi Strand traten wir wieder mit zwei Pickups an. Alle Menschen, die uns sahen, winkten und freuten sich wie jedes Mal. Eine Frau rief sogar „good pela young pela marries“ was so viel bedeutet wie „die hübschen jungen Mädchen“. Ein junger Mann lief uns sogar mit seiner Ukulele hinterher und spielte uns ein Lied vor.
Solche Begegnungen werden wir nie vergessen und sie erfüllen uns jedes Mal mit Freude, wenn wir daran denken.
Annika und Johanna