Die Liturgischen Farben
Ist es Ihnen bewusst, dass die Farben der Paramente am Altar und an der Kanzel im Verlauf des Kirchenjahres wechseln? Vielleicht haben Sie es im Konfirmandenunterricht gelernt, dass die jeweiligen Farben eine bestimmte Bedeutung haben und nicht dem Geschmack des Pfarrers unterliegen, sondern für die evangelischen Kirchen seit dem 16. Jahrhundert vorgeschrieben sind. Die liturgischen Farben sollen die Stimmung der gottesdienstlichen Feier sinnlich zum Ausdruck bringen.
Weiß
Bei der Farbe „Weiß“ denkt wohl jeder ans Licht, es ist das Zusammenspiel aus allen Farben des Lichts und steht für Unschuld, Reinheit und Vollkommenheit. Nicht umsonst sind traditionelle Tauf- und Brautkleider ebenfalls weiß. Im liturgischen Zusammenhang versinnbildlicht die Farbe „Weiß“ Jesus Christus, der von sich sagt, dass er das Licht der Welt ist. Weiß ist somit die Christusfarbe, die an besonders hohen Feiertagen zum Einsatz kommt, an Weihnachten bis zum Dreikönigstag und an Ostern bis Trinitatis, allerdings nicht an Pfingsten.
Schon auf den ersten Seiten der Bibel geht es ums Licht, wenn Gott in der Schöpfungsgeschichte spricht: Es werde Licht. Er scheidet das Licht von der Finsternis und nennt das Licht den Tag. Ohne Licht kann es kein Leben auf der Erde geben.
An Weihnachten, der Zeit, in der es bei uns am längsten dunkel ist, kommt Jesus als das Licht der Welt zu uns und jede Kerze und jede Lichterkette zeugt von der Sehnsucht der Menschen nach Licht.
Ebenso ist es an Ostern nach den langen Wochen der Passionszeit. In der Osternacht wird das Licht in die dunkle Kirche gebracht und bei uns ist es das Osterfeuer in Weigenhofen, das vom Sieg des Lichtes über die Finsternis Zeugnis ablegt.
Unser ganzes Leben spielt sich zwischen den Polen der Dunkelheit und des Lichtes ab, sowohl tagtäglich beim Wechsel zwischen Tag und Nacht, aber auch symbolisch, wenn sich Tage der Krankheit, Trauer und Einsamkeit abwechseln mit den Festzeiten und Hochs in unserem Leben. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar, aber nach tiefstem Schwarz wird das Licht eben doch als besondere Befreiung erlebt.
Schwarz
Am Ewigkeitssonntag hängt das weiße Parament, weil zum Ausdruck gebracht werden soll, dass die Verstorbenen mit Christus verbunden sind, der den Tod überwunden hat. Auch bei Beerdigungen würde es einer gewissen Logik nicht entbehren, das weiße Parament aufzuhängen, um zu verdeutlichen, dass der Mensch durch den Tod hindurch ins ewige Leben, in die Gegenwart Gottes eintritt.
Da es aber an diesen Tagen vornehmlich darum geht, Abschied, Trennung und Trauer auszudrücken, ist die liturgische Farbe das Schwarz, der genaue Gegenpol zum Weiß. Das Dunkel ohne jegliche Farbe muss zunächst durchbuchstabiert werden, bevor man nach der Zeit der Trauer wieder das Leben bejahen kann.
Eindeutig ist die Farbe Schwarz dem Karfreitag zuzuordnen, dem Todestag Jesu.
Wussten Sie, dass im Gesangbuch unter der Nummer 910 ein liturgischer Kalender zu finden ist? Dort stehen für jeden Sonntag die passenden Bibeltexte und Lieder. Rechts neben jedem Sonntag findet sich auch die jeweilige liturgische Farbe.
Grün
Wie aus dem Festkreis auf Seite 6 ersichtlich, ist das Grün die häufigste Farbe, die im Kirchenjahr vorkommt. Sie wird zu allen Tagen des Kirchenjahres aufgelegt, an denen es keine besonderen Feste gibt. Sie ist die Farbe der Hoffnung und gerade in der momentanen Jahreszeit kann sich kein Mensch ihres besonderen Zaubers entziehen, wenn nach dem Grau der Wintermonate die Wiesen und Wälder nach und nach von einem zarten zu einem satten Grün wechseln.
Dass dieses Grün durch den Menschen bedroht ist, wusste schon Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert und soll auch uns bei unserem Handeln bewusst sein.
In einem Volkslied heißt es: „Nach grüner Farbe mein Herz verlangt nach dieser schweren Zeit; der arge Winter währt so lang, der Weg ward mir verschneit“ und die Farbe Grün finden wir schon in der Schöpfungserzählung: „Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen.“
Rot
Rot mit seiner großen Leuchtkraft ist die Lieblingsfarbe vieler Kinder. Mit Rot verbinden wir die Begriffe Liebe und Feuer. Im Kirchenjahr sind wir damit beim Pfingstfest, bei dem den Menschen die Kraft Gottes und der Heilige Geist geschenkt wurden. In der Apostelgeschichte lesen wir über die Geistausgießung beim Pfingstfest: „Und es erschienen den Jüngern Zungen, zerteilt wie von Feuer.“
Also nur ganz kurze Zeit erscheint die rote Farbe bei den Paramenten, nämlich an Pfingsten oder bei der Konfirmation, der Einführung eines Pfarrers, der Kirchweih oder am Reformationsfest.
In manchen Sprachen hat „rot“ die gleiche Bedeutung wie „farbig“, z.B. im Spanischen „colorado“.
Auch in der Bibel findet sich immer wieder der Begriff „Purpur“ als eine besonders edle Farbe: „Der Herr sprach zu Mose: … Das ist die Abgabe, die ihr von ihnen erheben sollt: Gold, Silber, Kupfer, violetten und roten Purpur, Karmesin… Macht mir ein Heiligtum.“ (2.Mose 25, 1.3.4.8)
Violett
Die Farbe Violett ist die Bußfarbe, die in der Advents- und Fastenzeit zu sehen ist. In der Fastenzeit leuchtet uns das ein, denn wir bedenken das Leiden Jesu. Dass eigentlich auch die Adventszeit eine Besinnungs- und Fastenzeit darstellt, ist in der heutigen Zeit eher in Vergessenheit geraten, die Vorbereitung auf Weihnachten findet heute oft in großer Betriebsamkeit statt.
Außer diesen geschlossenen Fastenzeiten kommt noch der Buß- und Bettag dazu.
Als Farbe ist Violett eine Mischung aus Rot und Blau, wobei das Rot für Fleisch und Blut steht, während das Blau wie die Farbe des Himmels den göttlichen Bereich symbolisiert. Man könnte sagen, bei der Buße streckt sich der kreatürliche Mensch nach dem Göttlichen; das Violett steht für das Religiöse im Menschen, für Besinnung, Gebet und Umkehr.
Wussten Sie, dass Christine Huth alle Paramente mit einem Klettband versehen hat, damit das Auswechseln schnell von der Hand geht? Früher mussten die Paramente mit vielen einzelnen Häkchen aus- und eingehängt werden.
Außerdem hat sie die weißen Altardecken mit neuen Bordüren versehen und kleine Löcher mit einer Stickerei kaschiert!
Bildnachweis: Huth, Gemeindebriefmagazin