Kirchenführer Seite 9
Wie Veit nach Ottensoos kam
Ottensoos wird 903 erstmals urkundlich erwähnt. Die Pegnitz ist die Grenzlinie zwischen den Bistümern Bamberg und Eichstätt. Im 11. Jahrhundert organisierte Bischof Gundekar II. den nördlichen Teil des Bistums Eichstätt neu; dabei weihte er 1060/61 hier einen Altar oder eine Kapelle. Das Recht zur Pfarrstellenbesetzung hatten zuerst die Pfarrei Offenhausen, dann das Kloster Engelthal und seit 1504 die Freie Reichsstadt Nürnberg.
Von Nürnberg aus führte die „Goldene Straße“ über Lauf, Hersbruck, Amberg und Pilsen nach Prag. Der Patron der „Goldenen Stadt“ ist der Hl. Veit. So gab es auch an dieser Handelsstraße eine Veitskirche. Sie wurde nach dem Brand im 1. Markgrafenkrieg 1450-1480 neu errichtet.
Der Heilige Veit selbst lebe im 3. Jh. und stammte aus Sizilien. Das mittelalterliche Heiligenbuch, die „Legenda Aurea“, erzählt die bewegende Märtyrergeschichte. Durch seine Erzieher Modestus und Crescentia ist er zum christlichen Glauben gekommen. Die beiden sind als Reliefs an der Wand rechts neben dem Südportal zu sehen (20). Sie waren bis 1903 auf den Seitenflügeln des Hauptaltars angebracht.
Der junge Veit prallte um 300 auf den Machtanspruch des römischen Kaisers Diokletian. Er soll nach verschiedenen wunderbaren Taten wie seine Zieheltern – den Märtyrertod in einem siedenden Kessel erlitten haben (vgl. die Figur in der Predella des Frauenaltars (14). Im Mittelalter wurde er bei Fallsucht („Veitstanz“) und anderen Krankheiten angerufen. Der Veit ist in dieser Kirche noch öfters zu entdecken:
- (5) Als Dreiviertelplastik steht er jetzt zwischen dem Marienaltar und dem Sakramentshäuschen. Die gotische Figur aus Lindenholz war von 1500 bis zum Brand der Kirche im Dreißigjährigen Krieg im Mittelschrein des Hauptaltars.
- 1698 wurde der neue Hauptaltar geschaffen. In ihm stand bis zur Renovierung 1903 die barocke Figur (8), die jetzt mit zwei gotischen Engeln an der nördlichen Chorwand thront.
- Ein Glasbild (11) zeigt Veit mit einem Hahn (um 1500).
- An der südlichen Chorwand daneben (2) ist er mit den Insignien und in der Tracht des sächsischen Kurfürsten, dessen Patron er war, ausgestattet.