Weltgebetstag
Seit wann gibt es eigentlich schon den Weltgebetstag?
Der Beginn des WGT liegt im Jahr 1887, als presbyterianische Frauen in den USA, die an die Kraft des Gebetes glaubten, dazu aufriefen, für die Opfer des amerikanischen Bürgerkrieges zu beten. Schon damals ging es neben dem Gebet auch um das Handeln, um die Not der Armen zu lindern. 1889 beteten Missionarinnen der Baptistenkirche für die Situation der Frauen in Asien. Im Jahr 1919 kam es zu einer Zusammenlegung beider Organisationen und zu einer Festlegung des Termins auf den ersten Freitag in der Passionszeit.
Ab dem Jahr 1927 wurden die Gebetstexte einheitlich verfasst. Im Jahr 1930 kamen die Gebetstexte aus Korea und von da ab wurde die Liturgie jedes Jahr von Frauen eines anderen Landes verfasst. 1968 wurde das Internationale Weltgebetstags-Komitee gegründet und der Termin wurde auf den ersten Freitag im März festgelegt. Von da ab gab es alle 4 bis 5 Jahre internationale Konferenzen und in den einzelnen Ländern entstanden Nationalkomitees. 1987 konnte das 100-jährige Jubiläum gefeiert werden und im Jahr 2010 wurde der WGT in 186 Ländern der Erde begangen.
Der WGT basiert auf dem Engagement unzähliger Frauen, die den WGT vorbereiten und feiern und dabei immer den Grundgedanken „Informiert Beten – Betend Handeln“ im Blick haben. Dieses Motto bringt auf den Punkt, dass beim WGT fundiert über das jeweilige Land informiert wird, für das gebetet wird und dass die Kollekte immer Projekten in verschiedenen Ländern zu Gute kommt, die sich um eine Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und ihren Familien bemühen.
Weltgebetstag in Deutschland
Madeleine Forell, die Frau eines deutschen Pfarrers, verfasste 1942 in den USA den Text mit anderen Frauen, nachdem sie in Deutschland in einem Konzentrationslager gefangen gewesen war, aber in die USA fliehen konnte. Nicht verwunderlich, dass der WGT unter nationalsozialistischer Herrschaft verboten war.
1947 feierten im Nachkriegsberlin trotz Fraternisierungsverbots britische, amerikanische und deutsche Frauen gemeinsam den WGT. 1948 lernt Dr. Antonie Nopitsch aus Stein, damalige Leiterin des „Bayerischen Mütterdienstes“, den WGT in den Niederlanden kennen. Es ist ihr Verdienst, dass von dort an der Gedanke des WGT in Deutschland immer mehr Verbreitung fand und die Gottesdienstordnungen in Stein gedruckt und versandt wurden.
Der WGT entwickelte sich in Deutschland immer mehr zu einer ökumenischen Veranstaltung und wurde übrigens sowohl in der ehemaligen DDR als auch im Westen gefeiert.
In Ottensoos wurde der Weltgebetstag das erste Mal 1982 auf Anregung von Elfriede Deinzer ausgerichtet, von Anfang an als gemeinsame Veranstaltung katholischer und evangelischer Frauen.
Das Weltgebetstagsteam
Das Team, welches den Weltgebetstag vorbereitet und durchführt, hat sich über die letzten 30 Jahre immer wieder verändert. Momentan sind es acht Frauen, die sich zusammengefunden haben, um dieses jährliche Projekt auf die Beine zu stellen.
Als Koordinatorinnen fungieren zur Zeit Bettina Grassl und Ute Pürkel, die sich in der Adventszeit das erste Mal treffen, um eine Grobplanung zu erarbeiten, Materialien zu bestellen und auch zu überlegen, wer evtl. noch für die Mitarbeit gewonnen werden könnte. Es gibt sowohl Vorbereitungsworkshops in Stein und auf Dekanatsebene in Pommelsbrunn, doch nur selten reicht die Zeit, an diesen interessanten Angeboten teilzunehmen. Auch haben sich über die Jahrzehnte so viele Erfahrungen angesammelt, dass die Vorbereitung schon recht routiniert in Eigenarbeit gelingt.
Nach einem ersten gemeinsamen Treffen aller Beteiligten Anfang Januar, hat es sich als zielführend erwiesen, drei Gruppen mit verschiedenen Aufgabenbereichen zu bilden. Eine Gruppe nennt sich „Land und Leute“ und bereitet die Informationen über das jeweilige Gastland auf. Die zweite Gruppe „Verkündigung“ kümmert sich um den zentralen Bibeltext und wie dieser vermittelt werden soll, häufig in Form eines Anspieles aber auch viele andere kreative Ideen wurden schon verwirklicht. Die Gruppe „Organisation“ hat die oft schwierige Aufgabe, lange Passagen zu kürzen und den Gesamtüberblick zu behalten.
Alle gemeinsam bereiten dann auch die Bewirtung nach dem Gottesdienst vor.
Land und Leute
Jedes Jahr steht ein anderes Land beim WGT im Mittelpunkt und manchmal muss man selbst erst auf dem Globus suchen, wo das aktuelle Land überhaupt liegt.
Die Materialstelle bietet eine große Menge an Informationsmöglichkeiten an und da heißt es zunächst, sich gründlich einzulesen und über die Geschichte und die aktuelle Situation des Landes zu lernen. Vor einigen Jahren lautete das Thema „Ägypten“, zu der Zeit, als dort viele Dinge im Umbruch waren, so dass manche der vorgegebenen Informationen schlicht überholt waren und aktualisiert werden mussten. Für das Team ist das immer eine interessante Phase, bei der man selbst viel Neues lernt.
Im Anschluss an die Grundinformation folgt der schwerste Teil: was soll im Gottesdienst erzählt werden und was wird weggelassen? Dazu werden dann noch die passenden Bilder ausgewählt, damit die Informationen für die Gottesdienstbesucher vorstellbar werden.
Deutlich wird immer wieder, dass es vor allem in den Entwicklungsländern die Frauen sind, die das Leben am Laufen halten und unglaublich viel Verantwortung übernehmen müssen.
Organisationsteam
Bisweilen ist die Gottesdienstordnung, die zur Verfügung gestellt wird, sehr lang, zumal dort die Vorstellung des Landes nicht in der Ausführlichkeit vorgesehen ist, wie das in Ottensoos üblich ist. Auch die Ideen der Gruppe „Verkündigung“ beanspruchen manchmal mehr Zeit, so dass der Rest gekürzt werden muss. Das ist keine leichte Aufgabe, denn die Frauen in dem gastgebenden Land haben sich ja etwas gedacht und der rote Faden soll auf jeden Fall erhalten werden.
Wenn bei einem Gottesdienst so viele Personen beteiligt sind, muss auch immer klar sein, wer als nächstes an die Reihe kommt. Hierfür erstellt das Organisationsteam einen Ablaufplan, der allen zur Orientierung dient. Außerdem muss das Liedblatt zusammengestellt werden mit Abschnitten, welche die ganze Gemeinde spricht. Früher wurde die Gottesdienstordnung an alle Besucher ausgeteilt und quasi von A-Z gelesen, aber das war doch eher ermüdend und heute wird die Ordnung gar nicht mehr ausgeteilt, damit nicht nur in der Ordnung geblättert und gelesen wird, sondern sich alle auf die Feier konzentrieren können.
Verkündigung
Die ausarbeitenden Frauen stellen nicht nur Gebete zusammen, sondern wählen auch einen biblischen Text aus, der im Zentrum stehen soll. Für die Umsetzung des Textes gibt es auch Arbeitshilfen, aber nicht immer passen sie zu den Gegebenheiten oder sie sprechen die Gruppe nicht genügend an. Dann werden Grundgedanken der Verkündigung neu geordnet, umgestaltet und verändert. Dabei soll immer die von den Frauen des jeweiligen Gastlandes beabsichtigte Botschaft weitergegeben werden. Die Botschaft bleibt also zentral, nur die „kreative Verpackung“ variiert, so gab es schon ein Schattenspiel, eine Untermalung mit Klängen oder auch eine Dialogpredigt, bei der eine der beiden Frauen die Aussagen kritisch hinterfragte. Manchmal braucht es v.a. bei Anspielen mehr als die drei zur Gruppe gehörigen Teammitglieder, dann helfen die anderen natürlich aus oder es kommt auch jemand nur für diesen Part dazu.
Musik international
Jeder Gottesdienst lebt von der musikalischen Gestaltung und es ist immer wieder schön, die Lieder und Arrangements aus den jeweiligen Ländern zu singen und zu hören. Hierfür ist die Basis der Frauensingkreis, der die Lieder schon vorher einstudiert hat, so dass die Gemeinde auf der Grundlage dieses sicheren Klangteppichs keine Mühe hat, in die Lieder einzustimmen.
Ein besonderes Plus hat Ottensoos mit vielen Musikerinnen, die mit ihren Instrumenten und Stimmen den Gottesdienst bereichern. Das waren und sind Christa Elhardt, Dagmar Waßmann, Carmen Barth sowie Sarah und Rebekka Kessel. Ihnen allen gilt immer der besondere Dank des Teams, denn alle Vorbereitung an Texten spricht die Gottesdienstbesucher nur in Kombination mit der Musik an.
Schön sind die landestypischen Lieder von CD zum Einzug und Kollektengang.
Sehen, hören und – schmecken!
Das Besondere beim WGT-Gottesdienst ist die Bewirtung im Anschluss mit landestypischen Gerichten. Das Team wurde mal gefragt, warum sie sich diese Arbeit machen und sich auch noch ein paar Stunden in die Küche stellen. Aber gerade dieser Aspekt bringt zusätzlich eine ganz andere Möglichkeit, ein Land kennenzulernen und stiftet nicht zuletzt eine schöne Gemeinschaft nach dem gemeinsamen Hören und Beten.
Die Rezepte werden von der Materialstelle geliefert und jede aus dem Team ist schon neugierig, was es dieses Mal an leckeren Rezepten gibt. Die eine backt lieber, die andere kocht gerne und auch einige Frauen außerhalb des Teams begeistern sich für diese Art der Annäherung an ein Land.
Bildnachweis: Gemeindebriefmagazin, Huth, Lendl, Pürkel