Auf ein Wort
Wo suchen wir unser Heil? In der Flucht oder in der Life-Work-Balance?
Fluchtgedanken gibt es in Zeiten von Corona: mal weg sein, nicht an Mund-Nasen-Maske und Abstand denken, einfach leben, wie früher halt. Doch diese Flucht wird nicht funktionieren, denn der Nachteil einer Pandemie ist, dass sie weltweit ist. Keine Flucht möglich.
Bleibt, das Leben möglichst heilsam in der Balance zu halten. Manche machen das beim gechillten Runterkommen mit Feierabendbierchen. Andere beim Auspowern mit Fitnessprogramm und eiweißreicher Nahrung.
Die Suche nach Heil und einem heilen Leben setzt gedanklich voraus, dass etwas un-heil ist oder in einem kranken Zustand.
In unserer lutherischen Kirche spielt dieser unheile Zustand traditionell eine große Rolle. Luther hat als Katholik einen gnädigen Gott gesucht, er hatte existenzielle Angst um sein Seelenheil.
In modernen Zeiten spielt die Frage nach dem Seelenheil vordergründig keine so große Rolle. Für die einen, weil sie im Tod das absolute Ende sehen. Für die anderen, von christlicher Hoffnung geprägten, schon. Aber durch das Evangelium und das Vermitteln dieser Botschaft über eine lange Zeit hinweg, besteht eine große Heilsgewissheit. Gott liebt mich, ich werde auch die Ewigkeit mit ihm verbringen.
Trotzdem ist viel Unheil festzustellen. Da brauche ich kaum Beispiele anführen, die hat jeder schnell vor Augen. Unheil entsteht dann, wenn wir nur uns selbst sehen. Dann nehmen wir die Wirklichkeit schief wahr, auch wenn wir meinen, dass genau so die Wahrheit aussieht. Luther hat diese Definition von Sünde als „in sich gekrümmt“ beschrieben. Wie eine Schnecke eingerollt, sehen wir nur uns selbst. In diesem Zustand kann uns Gott helfen. Ich hebe den Blick automatisch, wenn ich von Gottes Liebe weiß. Da Gott das Leben geschaffen hat, bin nicht nur ich von Gott geliebt, sondern ein jeder andere Mensch auch. So kann ich Heil erleben. Mit einer Life-Love-Balance.
Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer