Restaurierung der Kirchhofmauer

Kirchhofmauer in neuem Glanz

Interview mit den Restauratoren

Können Sie uns bitte Ihre Firma vorstellen?

Jacob Petzold und Dominik Reyther haben die Kirchhofmauer vorbildlich restauriert
Jacob Petzold und Dominik Reyther haben die Kirchhofmauer vorbildlich restauriert

Wir arbeiten bei der Firma Monolith mit Hauptsitz in Bamberg und einer Außenstelle in Nürnberg. Insgesamt sind wir knapp 40 Mitarbeiter, 15 davon in Nürnberg. Wir sind tätig im Bereich Restaurierung in Nürnberg und Umland. Unsere Objekte sind vielfältig: Kirchen, Mauern, Fassaden, Sockel. In Ottensoos haben wir schon am Turm und in der Synagoge gearbeitet.

Gibt es Konkurrenzfirmen?

Ja, Bamberg ist quasi ein Mekka der Steinmetze im Bereich der Restaurierung, z.B. die große Firma Hermann Graser mit 120-140 Mitarbeitern, die auch Roboter einsetzt, außerdem die Firma Bauer-Bornemann und viele mehr. Deshalb haben wir auch weniger Aufträge im Bamberger Raum als viel mehr in Nürnberg und Umland. In Bamberg selbst hat unsere Firma die Neue Residenz restauriert.

Welchen Beruf muss man für diese Tätigkeit erlernen?

Das ist der normale Ausbildungsberuf zum Steinmetz. Ich habe eine Weiterbildung zum Steinmetz in der Denkmalpflege. Darauf kann man aufbauen, kann den Restaurator im Handwerk machen, aber auch Restaurierung studieren und den Master in der Denkmalpflege machen. Außerdem kann man den Meister machen oder sich zum Steintechniker weiterbilden. Die Möglichkeiten sind also sehr vielfältig.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Ihrem Beruf aus?

Wie allgemein in den Handwerksberufen schlägt auch bei uns der demographische Wandel durch und der Nachwuchs fehlt uns.

Welche Art von Aufträgen erhalten Sie oder haben Sie in den letzten Jahren erhalten?

Erster Schritt ist die Entfernung allen schadhaften Materials.
Erster Schritt ist die Entfernung allen schadhaften Materials.

Die ausgebrannte Marthakirche haben wir Hand in Hand mit der Firma Graser restauriert. An der Zeppelintribüne haben wir vor drei oder vier Jahren eine Musterachse erstellt, d.h. dass wir dort verschiedene Materialien bei der Restaurierung nebeneinander verarbeitet haben und man kann nach sechs Jahren sehen, wie sich die Materialien verhalten und welche der verschiedenen Möglichkeiten am meisten Erfolg verspricht. Ein großes Projekt war auch die Bismarckschule in Nürnberg und eine Fassade in der Königsstraße. Die Auftragslage ist also durchaus gut, allerdings haben natürlich auch wir die Coronakrise gespürt.

Sind Ihre Aufträge immer so zeitlich intensiv wie hier in Ottensoos?

Ja schon, aber wir haben auch größere Projekte wie z.B. das Kloster Eberbach, dort arbeiten wir nicht durchgängig, aber es zieht sich über vier Jahre, man sieht Projekte also durchaus über mehrere Jahre. In Ottensoos haben wir ja im letzten Juni angefangen, wobei wir witterungsbedingt im Winter nicht arbeiten konnten und jetzt neigt sich der Auftrag dem Ende zu. Am Bogen gegenüber dem Gemeindehaus ist Schluss, dann kommen noch das alte Leichenhaus und zwei Keller. Die sich anschließende Mauer und auch die Mauer zum Dorfplatz hin wurde vor etwa 20 Jahren mal gerichtet, da könnte man durchaus auch schon wieder restaurieren, aber es ist noch nicht so dringend und eben auch immer eine Geldfrage.

Welche Arbeitsschritte müssen nacheinander erledigt werden?

Man geht vom Groben ins Feine. Als erstes holen wir alles was schadhaft ist raus oder was ausgetauscht werden muss. Das nennen wir „Ausarbeiten“, anschließend kommt die Reinigung, teilweise haben wir dann auch sandgestrahlt. Manchmal müssen neue Steine eingefügt werden, dann geht es ans Vorverfugen. Der Einbau neuer Steine ist sehr kostenintensiv, deshalb wird an den schadhaften Stellen meistens mineralisch ergänzt. Bei den Fugen arbeiten wir mit Kalk-Zement-Mörtel. Da der Stein ständig durchfeuchtet wird, müssen wir auch mit einem Anteil an Zement arbeiten, damit das Ganze hält. Insgesamt hatten wir wenig Natursteinaustausch. Wenn man anfängt, ergibt sich die Frage: wo fängt man an und wo hört man auf, das muss man immer jeweils abwägen.

Nach der Reinigung muss alles frisch verfugt werden.
Nach der Reinigung muss alles frisch verfugt werden.

Gab es unvorhergesehene Probleme bei der Arbeit an der Kirchhofmauer in Ottensoos?

Wie es halt immer so ist: es wird ein Angebot gemacht, aber der genaue Blick hinter die Fuge erfolgt natürlich erst bei der Arbeit. Wie mürbe die Flanken sind, kann man beim Angebot auch nur abschätzen. Wenn man z.B. bei einer Fuge sieht, dass da ja gar kein Mörtel mehr da ist, kommt es schon zu einer Massenmehrung und folglich zu höheren Kosten.

Haben Sie beratend auch mit der Finanzierung der Arbeiten zu tun?

Nein, das ist eine Aufgabe der zuständigen Behörden.

Ist es eine angenehme Arbeit an einem so ruhigen historischen Platz?

Ja schon, auch die wechselnden Objekte mit ihrer jeweils eigenen Geschichte sind alles Unikate. Manche Arbeiten sind natürlich auch stupide, aber es ist immer genügend Abwechslung dabei. Auch die Arbeit im Freien hat ihre zwei Seiten. Das ist schön, aber manchmal eben auch heiß oder sehr nass. Ab null Grad sind bei uns Mörtelarbeiten nicht mehr möglich, dann werden wir ausgestellt.

Wie beurteilen Sie die Statik der Kirchhofmauer?

Beim unteren Stein sieht man, dass das Eck mineralisch ergänzt wurde, das muss beim oberen Stein noch erfolgen.
Beim unteren Stein sieht man, dass das Eck mineralisch ergänzt wurde, das muss beim oberen Stein noch erfolgen.

Manchmal wundert man sich schon, wie das alles hält, so konnten wir z.B. auf der Südseite durch alle Fugen durchgucken. Aber früher war mehr Zeit zu bauen und man hat sich auf die vorhandenen Erfahrungen gestützt, die schon seit vielen Jahren erprobt waren. Aber es gab auch Reihen, die stark nach außen gedrückt waren und bei den Strebepfeilern im Gässchen am Roten Haus waren die Fugen teilweise 1,70 Meter tief und da war kein Mörtel mehr. Da kann man durchaus froh sein, dass nichts passiert ist. Wir dokumentieren ja alle Arbeiten und da kann man sagen: es sah schon übel aus. Wenn sie jetzt fertig ist, ist die Mauer wieder in einem guten statischen Zustand.

Wie lange hält so eine Sanierung vor?

Das kann man immer schlecht sagen, das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auch das Umfeld des Friedhofs mit der Entwicklung von Salzen ist für den Stein belastend. Natürlich spielt auch die Witterung eine große Rolle. Aber ich gehe schon davon aus, dass dies jetzt die nächsten 30 Jahre hält. Es gilt immer: je länger man nicht restauriert, umso umfangreicher werden die Arbeiten.

Danke für das interessante Interview.

 

 

 

 


 

Die sanierte Kirchhofmauer ist eine Augenweide. Wem sie auch so viel Freude macht, kann dies durch eine Spende ausdrücken. Die Finanzierung geschieht durch öffentliche Förderung, es bleibt der Kirchengemeinde aber ein guter Teil, bei dem wir auf Spenden angewiesen sind.

Herzlichen Dank auch für schon eingegangene Spenden.

 


 

Neue Tore in der Mauer

Zur restaurierten Kirchhofmauer gehören natürlich auch neue Tore, zumal die alten in solch erbärmlichem Zustand waren, dass sie nicht einmal als Vorlage dienen konnten, sondern Schreinermeister Frank Ultsch musste zunächst eine Schablone für das neue Tor anfertigen. Diese Schablone konnten auch die Steinmetze verwenden, um die Angeln einzupassen. Als Holz wurde Eiche ausgewählt wegen der besseren Haltbarkeit und anschließend grau gestrichen. Die Beschläge waren in der Zwischenzeit beim Schlosser, der diese restaurierte und ebenfalls mit einem frischen Anstrich versah. Das meiste von den Beschlägen konnte wieder verwendet werden, allerdings war die untere Blende komplett verrostet und musste ersetzt werden. Lediglich das Schloss bedarf noch einer Überholung, was wohl geschieht, wenn auch das zweite Tor eingesetzt ist. Die Anweisungen, wie das Ganze gefertigt werden soll, erteilte Herr Hofmockel. Die Arbeit an dem Tor erstreckte sich über zwei Wochen, wobei man natürlich nicht ununterbrochen nur damit beschäftigt war. Manche Arbeiten, wie das Einsetzen des Kreuzes im oberen Bogen sind Feinarbeiten, die ihre Zeit brauchen. Bald geht es an die Arbeit am zweiten Tor, das auch noch ein extra Oberlicht hat. Frank Ultsch hat es als eine schöne und besondere Arbeit empfunden, die sich vom Alltag des Möbelschreiners absetzt und auch als eine Ehre, zumal seine Schreinerei gleich gegenüber des Tores liegt.

 

Bildnachweis: Pürkel, Ultsch