Der Grüne Gockel, das Erdöl und die Windräder

Auf der St. Veit-Kirche steht stolz der Gockel und lässt sich im Wind treiben. Er erinnert an Petrus und die erstaunliche Tatsache, dass dieser Jünger trotz seiner guten Vorsätze Jesus verleugnet hat. „Ich kenne ihn nicht!“ – Angsthase. Aber wer kann schon über ihn richten, der nicht selbst schon einmal in so einer heiklen Situation war.

Zu dem goldenen Gockel soll sich bald ein grüner Gockel dazu gesellen. Nicht auf der Turmspitze, aber unten am Eingang.

Der Kirchenvorstand hat beschlossen, sich für den Umweltschutz und die Schonung des Geldbeutels verstärkt einzusetzen. Die Kirchengemeinde macht beim kirchlichen Umweltauditverfahren mit, bei dem am Ende der Grüne Gockel als Auszeichnung steht.

Es geht darum, methodisch nacheinander alles auf den Prüfstand zu stellen, was in Bezug auf die Kirchengemeinde die Umwelt betrifft. Es geht darum, immer ein bisschen besser im Umweltschutz zu werden und dadurch auch etwas den Geldbeutel zu schonen.

Dabei wird der Energieverbrauch überprüft: Wo wird sinnlos Strom verbraucht? Welche Einstellungen an der Heizung können verbessert werden? Wo kann gespart werden, ohne dass die Arbeit in der Kirchengemeinde eingeschränkt werden muss?

Wie steht es mit der Mülltrennung und –verwertung? Was muss bereitgestellt werden, damit sinnvoll mit den Wert- und Reststoffen umgegangen werden kann?

Wie steht es mit dem Einkauf? Welche Verbrauchsmittel werden eingesetzt, wie sehr belastet deren Herstellung die Umwelt, wie deren Entsorgung?

Und so geht es immer weiter die Checklisten entlang. Sie sehen, es ist ein weites Feld, das von einem Umweltteam bearbeitet wird.

Es wird eineinhalb Jahre dauern, bis der Prozess einmal durchgelaufen ist. Zu diesem Umweltteam suchen wir übrigens noch Interessierte, die mitarbeiten möchten. Bitte melden Sie sich im Pfarramt!

Die Kirchengemeinde möchte mit diesem Prozess ernst nehmen, was wir grundlegend glauben: dass wir diese Welt in seiner Vielfalt und Verknüpftheit von Gott bekommen haben, um sie zu erhalten und zu nutzen, aber nicht, um sie zu benutzen nach dem Motto: nach uns die Sinnflut.

Bei der Diskussion um die Windräder geht es ja auch um die Frage: wenn wir keine Windräder wollen, die dezentral sozusagen unerschöpflich Energie erzeugen, die wir verbrauchen, dann müssen wir uns ernstlich Gedanken machen, wie wir unseren Energieverbrauch reduzieren. Denn Energie ist nicht umsonst und nicht unendlich zu haben, auch wenn die Kraftwerke nicht vor unserer Haustür stehen und wir die Energiegewinnung nicht direkt zu sehen bekommen und auch nicht die Umweltzerstörung, wie sie z.B. an mancher Küste der USA gerade erlitten wird. Wichtig ist in dem Zusammenhang das Bewusstsein, dass diese Katastrophe auch mit uns zu tun hat, weil auch wir Energie brauchen und sogar davon abhängig sind.

Doch die Agenda 21 Ortsgruppe und die Gemeinde Ottensoos sind da schon mit gutem Beispiel vorangegangen, indem sie sich für den Bau der Solaranlage auf dem Schuldach eingesetzt haben.

Es ist gut, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die der hohen Umweltbelastung entgegenwirken, um Gottes Schöpfung so zu erhalten, wie sie offensichtlich gedacht war: als Lebensraum für uns und unsere Kinder und Kindeskinder.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Pfarrer Albrecht Kessel