Mit dem Pfarrer durch die Woche

Der Lehrer fragt Fritzchen: „Was willst du denn mal von Beruf werden, Fritzchen?“ Der antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Pfarrer, Herr Lehrer.“ – „Sehr schön, mein Junge, warum hast du dir denn diesen Beruf ausgesucht?“ – „Da muss ich nur am Sonntag eine Stunde Gottesdienst halten, sonst habe ich frei!“ 

Der Witz mag schon alt sein und jeder weiß, dass ein Pfarrer viele Aufgaben hat. Wir wollen Pfarrer Kessel eine Woche bei seiner Arbeit begleiten.

Freitag, 06. Juli 2017

Heute am Freitag habe ich um acht Uhr den Dienst angetreten.

Zunächst standen Büroarbeiten auf dem Programm: Post, Email, Fax, Arbeitsaufträge auf meinem Schreibtisch durcharbeiten, telefonieren, Rechnungen bearbeiten und anweisen, viele kleine Dinge, die ihre Zeit brauchen.

Albrecht Kessel
Viel Zeit braucht die Büroarbeit

Zwischendurch in die Kirche, um den Gottesdienst für Sonntag vorzubereiten (Lieder und Abkündigungsbuch in die Kirche legen).

Unterwegs die Reinigungskräfte von SchLAU e.V. getroffen, die Gemeindehaus und Alibi jeden Freitag putzen. Ins Gemeindehaus geführt und Kleinigkeiten angesprochen, die anders gemacht werden sollen.

Einnahmen einer Fahrt in der Bank eingezahlt, Telefonanrufe beantwortet.

Ab ca. 11 Uhr die anstehende Familienfreizeit vorbereitet: Koffer und Kisten packen, letzte Dinge für das Programm aufgeschrieben.

Um 13.30 Uhr Mittagessen. Dabei besprechen, was wir noch einpacken müssen.

14.30 Uhr immer noch letzte Dinge einpacken und vorbereiten. Telefon beantworten.

(Voraussichtlich) 16 Uhr Abfahrt zur Familienfreizeit auf den Schwanberg.

Samstag/ Sonntag, 07./ 08. Juli

Am Freitag sind wir gut auf dem Schwanberg angekommen und haben uns für die Familienfreizeit im Jugendhof eingerichtet.

Mit der Hausleitung machte ich Absprachen über unser Wochenende. Nach dem Abendessen gab es einen einstündigen Einführungsabend mit Spielen und Liedern zum Thema: Ich kann das, und was kannst du?

Nachdem erst einmal alles vorbereitet war, hatten die 22 TeilnehmerInnen einen schönen geselligen Abend. Um Mitternacht waren alle im Bett.

Der Tag begann mit Frühstück um 8 Uhr. Am Vormittag hatten wir nach einem Einstieg mit Lied und biblischer Geschichte von dem Gleichnis mit den Talenten verschiedene Workshops, um die eigenen Talente auszuprobieren. Es ging u.a. um Nähen eines Rucksacks, um das Bestimmen von Pflanzen, der Herstellung eines Stop-Motion-Films über das Gleichnis der Talente und Tipps zum Schminken und zur Haargestaltung. Ich hatte mir einen Raketen-Workshop überlegt. Grundlage ist der Raketenantrieb, der wie ein Silvesterböller aussieht. Nach dem Mittagessen gab es eine erholsame Mittagspause. Um 14 Uhr Kaffee und Kuchen, um 15 Uhr trafen wir uns für Familien-Wasserspiele, was in der großen Hitze angenehm war und in einer Wasserschlacht endete.

Eine zweite Runde Workshops schloss sich an, ich hatte Akrobatik auf dem Programm. Ein Jugendlicher wollte das Jonglieren lernen und er kam in der Kürze der Zeit so weit, dass er drei Bälle nacheinander in die Luft werfen und wieder fangen konnte, was leichter aussieht, als es ist.

Familienfreizeit
Familien – oder Konfirmandenfreizeit bedeuten rundum Einsatz

Um 18 Uhr bereiteten wir als Gruppe das Abendessen vor, schürten den Grill an. Meine Aufgabe ist es immer den Ablaufplan des Wochenendes im Blick zu behalten und rechtzeitig den nächsten Abschnitt anzuschieben. Nach dem gemütlichen und leckeren Essen, bei dem es auch toll hergerichtete Speisen aus dem Workshop Food Art gab, musste ich mich richtig anstrengen, um die Gruppe zum Aufbruch zu bewegen. Wir schauten auf der Wiese dem Raketenstart zu und besorgten uns im Wald Brennholz für das Lagerfeuer am nahe gelegenen Spielplatz. Wir saßen dann gemütlich bis in die Dunkelheit hinein um den Feuerschein und ich begleitete unseren Gesang mit der Gitarre.

Der Sonntagvormittag stand im Zeichen des selbst vorbereiteten Gottesdienstes. Gruppenweise wurden Lieder herausgesucht, der Altar geschmückt und Gebete verfasst sowie der Stop-Motion-Film aufbereitet. Ich überlegte mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen ein kleines Theaterstück zum Talente-Thema.

Um 11 Uhr feierten wir gemeinsam den Gottesdienst, an dem dann alle beteiligt waren und der jedes Jahr ein außergewöhnliches Ereignis darstellt. Ich bin mit der Theatergruppe und dem Begleiten mit der Gitarre beteiligt, bin aber nur einer unter vielen anderen, die den Gottesdienst tragen. Das ist für mich eine sehr schöne Sache.

Nach einem kurzen Abschlussgespräch über Gelungenes und Verbesserungswürdiges schlossen wir die Freizeit beim Mittagessen ab. Nach dem Bepacken des Autos mit den vielen Utensilien der Freizeit kamen wir am späten Nachmittag heim, wo wir alles wieder auspackten und gleich möglichst viel verräumten. Denn am nächsten Tag sollte die Arbeit ja gleich weiter gehen.

Montag, 09. Juli

Am Montag standen wieder Arbeiten im Pfarramt an. Zuerst stellte ich wie jeden Montag für meine Kollegen das Handy für die Notfallseelsorge um. Korrespondenz ordnen, Emails beantworten, Telefonate führen. Der Religionsunterricht wollte auch vorbereitet sein. Um 10.30 Uhr Geburtstagsbesuch, um mich dann schnell in die Schule aufzumachen. Von 11.15 Uhr an bereitete ich in der 1. Klasse den Gottesdienst vor, indem wir Lieder sangen und uns mit dem Thema „Ich packe meinen Ferienkoffer“ beschäftigten. 12.15 Uhr endete der Unterricht, nach Aufräumen und Vorbeischauen im Lehrerzimmer kam ich um 12.45 Uhr wieder ins Pfarramt zurück.

Albrecht Kessel im Religionsunterricht
Albrecht Kessel im Religionsunterricht

Dort hatte die Pfarramtssekretärin um 12 Uhr angefangen zu arbeiten. Wir sprachen ein paar Dinge ab und ich erledigte wieder Büroarbeiten. Um 13.45 Uhr hatte meine Frau das Mittagessen fertig und erwartete mich oben in der Wohnung. Danach schaute ich im Pfarramt vorbei, um noch weitere Dinge abzusprechen. Dann war ich reif für die Mittagspause. Um 15 Uhr ging es im Pfarramt weiter, auch um die Sitzung des Kindergartenausschusses am Abend vorzubereiten. Um 18.30 Uhr kamen wir als Familie zum Abendessen zusammen und es gab Gelegenheit, sich über den Tag auszutauschen. Um 19.30 Uhr kam der Kindergartenausschuss zu einer Sitzung mit der Leitung des Evang. Kinderhauses Regenbogen im Pfarramt zusammen. Dort wurde konzentriert diskutiert und gearbeitet letztlich bis 23 Uhr. Unser Hund verschaffte mir nach dem anstrengenden Tag noch den Vorzug einer entspannenden Gassirunde durch den Ort.

Dienstag, 10. Juli

Am Dienstag begann der Arbeitstag wieder um 8 Uhr mit Korrespondenz, Emails und Telefonaten. Der Mitarbeiterdank am folgenden Abend wollte vorbereitet sein. Zwischendurch schloss ich dem Kundendienst der Kühlanlage am Neuen Friedhof auf und nach einer Stunde auch wieder zu. Dabei nutzte ich die Gelegenheit, mir den Neuen Friedhof anzuschauen und zu überlegen, auf was ich den Friedhofswart noch hinweisen sollte, der am 1. Juli neu angefangen hatte. Um 11.30 Uhr Redaktionssitzung im Pfarramt, da die Fertigung des neuen Gemeindebriefs ansteht.

Mittwoch, 11. Juli

Der Mittwoch steht morgens im Zeichen der Schule. Der Unterricht muss konzentriert vorbereitet werden.

Albrecht Kessel beim Mitarbeiterdank
Hilfreich, wenn der Pfarrer die Lieder begleiten kann!

Gleichzeitig ist das Pfarrbüro geöffnet. Vor der Schule stand heute noch eine Besprechung im Kindergarten an wegen des Abschlussgottesdienstes der Einrichtung. Im Pfarramt zurück, komme ich nicht rechtzeitig zur Schule los. Seelsorgerliche Gespräche sind wichtig und bringen manchmal den geplanten Ablauf durcheinander. Die Klasse hat mich schon vermisst, dann konnten wir aber intensiv die Lieder für den Abschlussgottesdienst proben. Nach diesen anstrengenden eineinhalb Stunden und kleinen Absprachen im Lehrerzimmer nehme ich mich im Pfarramt wieder verschiedener Verwaltungsarbeiten an. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Mitarbeiterdankes in der Pfarrscheune. Der Rasen musste vor und hinter der Scheune noch gemäht werden, dann kam um 16 Uhr das Aufbauteam. Ich suchte noch Lieder raus, die an dem Abend gesungen werden sollten und legte die Dankurkunden für die festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurecht, die geehrt werden sollten. Es blieb noch Zeit für eine Pause und Erfrischung. Ab 19.30 Uhr kamen die Gäste und der Abend wurde sehr gesellig. Rund 100 Personen konnten wir begrüßen, also fast die Hälfte der ganzen Mitarbeiterschaft. Wir erlebten einen schönen Abend, der gegen Mitternacht endete. Nur unser Hund musste sich mit dem Beschnuppern der Pfarrscheune begnügen.

Die Aussicht auf den dienstfreien Donnerstag tut nach einer vollen Woche sehr gut. Doch diesmal standen Terminsachen entgegen. Das Aufräumen konnte zwar mit vielen Helfern zügig erledigt werden. Aber die Zeugnisse mussten für meine beiden Klassen verfasst werden. Am Abend war der Kirchenvorstand zu einem Theaterstück nach Langenzenn eingeladen, so dass auch dieser Tag wieder um Mitternacht endete.