Jugendbegegnung in Papua-Neuguinea

EXPECT THE UNEXPECTED

(Rechne mit dem Unerwarteten)

Jugendbegegnung in Papua-Neuguinea

Anfang August war es soweit. Eine Gruppe Jugendlicher aus dem Dekanat Hersbruck startete in Richtung Papua-Neuguinea (PNG), um dort das Partnerschaftsdekanat Wantoat zu besuchen. Mit dabei waren Lisa Hugel aus Henfenfeld, Lukas Matzulla aus Deinsdorf, Samuel Weiher aus Förrenbach, Franka Gerke aus Lauf, Paula Birner aus Hersbruck, Melanie Ott und Annika Häberlein aus Ottensoos und Dekanatsjugendpfarrer Andy Tirakitti.

Die Gruppe mit ihren Betreuern vor Ort
Die Gruppe mit ihren Betreuern vor Ort

Nach über zwei Jahren Vorbereitung, die u.a. aus einer Vielzahl von Treffen und vier Tok Pisin-Sprachkurswochenenden in Neuendettelsau bestand, standen wir mit gepackten Rucksäcken in Nürnberg am Flughafen, startklar für das bevorstehende Abenteuer.

Papua-Neuguinea liegt nordöstlich von Australien und ist die zweitgrößte Insel der Erde. Auf einer Fläche von 462.840 km2 leben 8,25 Mio. Einwohner. Zum Vergleich: Deutschland ist 357.385 km2 groß und hier leben 82 Mio. Menschen. Das Klima ist vor allem heiß, im Hochland ist es jedoch deutlich kühler und in den höchsten Gebieten kann es sogar Frost geben. 68% der Bevölkerung sind Protestanten, 22% Katholiken und ein mittlerweile eher geringer Anteil zählt sich noch zu den traditionellen Religionen. In unserem Partnerschaftsdekanat Wantoat leben in 62 Gemeinden hauptsächlich Lutheraner. Einzelne Gemeinden werden wiederum zu sogenannten Parishes zusammengefasst, hiervon gibt es in Wantoat acht Stück.

Da unser Ziel auf der anderen Seite der Welt lag, dauerte es über 32 Stunden bis wir endlich den Boden in PNG betraten. Wir wurden gleich herzlich begrüßt und fuhren über den teilweise sehr holprigen Highway in die Stadt Lae, wo wir die ersten Tage im Lutheran Guesthouse verbrachten. Lae ist die zweitgrößte Stadt in Papua-Neuguinea, hat jedoch nur 72.000 Einwohner. Die meisten Leute leben hier in PNG auf dem Land.

So sah die Straße nach Wantoat streckenweise aus
So sah die Straße nach Wantoat streckenweise aus

Leider konnten wir nicht wie geplant gleich nach Wantoat weiterreisen, da der viele Regen die Straße und den Fluss unpassierbar gemacht hatte. Wir blieben also zwei Tage länger in Lae, bevor wir in unser Partnerschaftsdekanat fuhren. Doch auch in Lae war viel los. Wir lernten einige der Mitarbeiter von Mission EineWelt und der ELC PNG (Evangelical Lutheran Church of PNG) kennen. Der stellvertretende Bischof Kedabing Lukas war vor Ort unser Ansprechpartner Nummer eins, mit ihm und seiner Familie besuchten wir auch zusammen den Markt und kochten anschließend ein leckeres Abendessen.

In Deutschland undenkbar, doch in PNG die ganz normale Möglichkeit, wenn man die Gelegenheit bekommt mit dem Auto in die Stadt Lae mitzufahren: Man sitzt ohne jegliche Sicherung auf der Ladefläche
In Deutschland undenkbar, doch in PNG die ganz normale Möglichkeit, wenn man die Gelegenheit bekommt mit dem Auto in die Stadt Lae mitzufahren: Man sitzt ohne jegliche Sicherung auf der Ladefläche

Dann endlich konnten wir nach Wantoat starten, ca. 140 km lagen vor uns. Davon fuhren wir 100 km auf dem Highway und 40 km auf einer unbefestigten Straße, hinein in den Dschungel von Papua-Neuguinea. Die schlechte Straße machte dem Auto ganz schön zu schaffen und wir erreichten unser Ziel erst sehr spät am Abend, nachdem wir noch zwei Stunden durch Dunkelheit und Regen fahren mussten. Für die ganze Strecke von Lae nach Wantoat brauchten wir knapp 8,5 Stunden, nur zwei davon fuhren wir allerdings auf dem Highway.

Am nächsten Morgen wurden wir vom Sonnenschein geweckt und unser Programm konnte starten.

Vor unserer Reise hatten wir uns die drei Schwerpunktthemen Jugendarbeit, Ausbildung und Männer- und Frauenrolle ausgesucht, die wir vor Ort näher kennenlernen wollten. Begleitet wurden wir immer von den Mitgliedern des Partnerschaftskomitees und dem 2016 neu gewählten Youth Coordinator (Dekanatsjugendreferent) Waikisa Yang.

Keine Begrüßung einer Gruppe ohne das traditionelle Singsing
Keine Begrüßung einer Gruppe ohne das traditionelle Singsing

Wir besuchten verschiedene Schulen und Gemeinden.Vor allem von der Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen waren wir total überwältigt. Überall wo wir hinkamen, freute man sich riesig über unseren Besuch und wir wurden mit einem traditionellen Sing-Sing und Blumenketten empfangen. Mit Lehrern und Krankenschwestern sprachen wir über die Schule und die Ausbildungsmöglichkeiten. Ein großes Problem ist die schlechte Infrastruktur. Viele Kinder haben einen sehr langen und nicht ganz ungefährlichen Schulweg und die schlechte Straße macht es für die Krankenschwestern unmöglich, in alle Gebiete des Dekanats zu kommen, wenn Hilfe gebraucht wird. Vor allem an medizinischem Personal fehlt es an allen Ecken und Enden, in Wantoat selber gibt es nur eine einzige Krankenstation. Lehrer gibt es viele, doch auch hier werden immer mehr gebraucht, um die große Anzahl an Kindern stemmen zu können. Viele der Kinder gehen jedoch nur bis zum Ende der Primary School (bis zum Ende der 8. Klasse) zur Schule, nur wenige gehen auf die High-School und haben danach die Chance auf eine höhere Ausbildung. Die meisten der dann mittlerweile Jugendlichen gehen nach ihrem Schulabschluss wieder zurück in ihr Heimatdorf, wo sie ihren Eltern bei der Landwirtschaft helfen oder selber heiraten und eine Familie gründen.

Mit den Frauen und Kindern kommt man schnell ins Gespräch

Mit den Frauen und Kindern kommt man schnell ins Gespräch

Eine Jugendarbeit wie bei uns gibt es dort nicht, doch der Dekanatsjugendreferent möchte mehr und mehr das Interesse für Kirche und Partnerschaft bei den Jugendlichen wecken. Dabei hat er das gleiche Problem wie viele seiner Kollegen und Kolleginnen hier in Deutschland: Es ist nicht ganz so einfach, die Jugend für die Kirche und den Glauben zu begeistern.

Doch wir haben auch einige junge Leute kennen lernen dürfen, die als Youth Worker in ihrer Gemeinde arbeiten oder als Sunday School Teacher jeden Sonntag Kinder unterrichten.

Wir hatten eine fantastische Zeit in Wantaot. Gemeinsam mit den Menschen von dort konnten wir Großartiges erleben. Wir wanderten viel zusammen, kochten leckeres Essen, sangen die unterschiedlichsten Lieder und spielten stundenlang mit den Kindern.

Der Dekan sagte zu uns, er hatte das Gefühl, dass wir den Menschen ein ganzes Stück nähergekommen sind als die vorherigen Besuche, da vor allem die Erwachsenen weniger Scheu hatten auf uns junge Erwachsene zuzugehen.

Vor allem Erlebnisse wie das Kochen bei Kedabing Lukas, jedes einzelne Sing-Sing oder das Bogenschießen in Wantoat bleiben uns in Erinnerung und wir sind dankbar für all die Mühe, die sich unsere Partner in PNG gemacht haben!

Bunte Luftballons sind schon eine kleine Sensation
Bunte Luftballons sind schon eine kleine Sensation

Doch die Reise wäre ja keine Jugendbegegnung, wenn es nicht auch noch einen zweiten Teil geben würde. Denn neben unserem Besuch in PNG sollen auch Jugendliche aus Wantoat uns hier im Dekanat Hersbruck besuchen kommen. Geplant ist der Besuch für Juli/August 2018 und wir stecken schon wieder kopfüber in den Vorbereitungen dafür. Wir freuen uns schon darauf, unseren Freunden aus Papua-Neuguinea unser Dekanat und unser Leben zeigen zu können und gemeinsam mit dem Partnerschaftskomitee aus Wantoat haben wir ausgemacht, auch dann den Fokus auf die Themen Jugendarbeit, Schule und Ausbildung und Männer- und Frauenrolle zu legen.

Atemberaubend schön ist die tropische Berglandschaft in Wantoat, auch wenn die Berge für die Entwicklung ein großes Hindernis darstellen
Atemberaubend schön ist die tropische Berglandschaft in Wantoat, auch wenn die Berge für die Entwicklung ein großes Hindernis darstellen
Alle Fotos zum Thema: Matzulla und Tirakitti