Auf ein Wort

Gemeinschaft zu leben ist keine einfache Sache.

Es ist menschlich, die Gemeinschaft zu suchen und es ist auch menschlich, wenn es dann nicht so klappt, wie man sich das wünscht. Trotzdem suchen und brauchen wir sie. Und wenn es gelingt, ist es besonders schön.

Es muss für die Jünger Jesu furchtbar gewesen sein: Jesus wird nicht nur verhaftet, er wurde auch noch von einem von ihnen verraten. Sie haben Jesus nicht nur für eine Weile verloren, sondern seine Hinrichtung hat ihre Gemeinschaft regelrecht zerrissen. Das bedeutet Angst und Einsamkeit statt Zusammengehörigkeit und Vertrauen. In der Karwoche vor Ostern erinnern wir uns an diese Geschichte.

Gemeinschaft kann brüchig werden, das erleben so manche in Familien, Partnerschaften oder Freundschaften. Wir hoffen immer, dass es gut geht, aber sind dann umso gebrochener, wenn es nicht funktioniert. Es nagt entweder stark an unserem Selbstwertgefühl oder wir schieben es ganz von uns weg und den anderen die Schuld zu. Auf jeden Fall ist am Ende Beziehung gestört und Vertrauen zerbrochen.

Für mich bringt unser christlicher Glaube an diesem Punkt sehr viel: es bleibt nicht bei dem Bruch und der Zerstörung. Ostern ist mit der Auferstehung Jesu kurz gefasst die greifbare Hoffnung. Und es zeigt sich dann auch ganz praktisch: an einem Tag sieben Wochen später erfasst die Jünger so viel Mut, dass sie wieder aus sich herausgehen und jedem von der Hoffnung erzählen. Und das verstehen selbst Menschen anderer Sprachen in Jerusalem. Das ist Pfingsten. Da findet die Hoffnung ihre Fortsetzung: Gott ist in Jesus nicht mehr sichtbar da, sondern als Wirkung, als Macht, spürbar. Damit findet Gemeinschaft wieder statt. Das macht Mut und gibt Hoffnung. Bei jeder brüchigen Gemeinschaft wird es nicht mehr wie vorher. Das ist so. Aber es kann sich wieder etwas bilden, aufbauen. Das ist Leben aus der Hoffnung. Etwas zutiefst Christliches.

Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer