Auf ein Wort

Das Schicksal ist manchmal ein mieser Verräter. In dem gleichnamigen Buch und Film wird das durchgespielt: das Leben spielt einem manchmal hart mit. Im wirklichen Leben ist es aber noch einmal etwas ganz was anderes.

Wer einen Schicksalsschlag erlebt, dem bleibt erst einmal die Puste weg. Dem fehlen die Worte. Der weiß nicht, wo ihm der Kopf steht. Der wird emotional total überflutet und ist mit allem überfordert.

Und da gibt es keine Vor1bereitung dafür, und natürlich gibt es auch keinen „geeigneten“ Zeitpunkt. Die schlimme Nachricht kommt mitten im Alltag, beim Bodenwischen oder beim Kochen. Plötzlich steht die Zeit still, und gleichzeitig stürmt alles auf einen ein.

In dem Augenblick des totalen Chaos kann ein Notfallseelsorger auch nichts an den Tatsachen ändern. Aber er kann da sein. Er ist das Gegenüber für die Fragen „Warum ist das passiert?“ bis hin zu der Anklage „Das kann doch Gott nicht zulassen wollen!“

Zu allem gibt es so keine Antwort. Aber es ist ein Mensch da. So wird der Notfallseelsorger zum Helfer und Garant, dass in der akuten Notlage der Weg weiter gegangen werden kann. Recht bald kommen die ersten Freunde und Verwandten, das soziale Umfeld wird aktiv und sorgt dann für alles Weitere. Doch für den Zeitpunkt des „miesen Verrats“ sollte durch die Notfallseelsorge eigentlich niemand alleine sein müssen.

Der Hintergrund ist unser Gottesbild: Wir sind nicht allein, Gott geht mit und lässt uns nicht fallen. Auch wenn unser Leben manchmal echt mies aussieht. Es ist kein Wunder, dass wir diese Liebe von Gott nicht immer glauben, weil wir sie vor Unglück nicht sehen können.

Da ist es gut, dass jemand da ist und Gottes menschliche Seite zeigt und spüren lässt: Du bist nicht allein.

 

Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer