Auf ein Wort
Vom Dunkel zum Licht – so feiern wir die Zeit vom Gründonnerstagabend bis zum Ostermorgen. Am Gründonnerstag verdecken wir allen Schmuck in unserer Veitskirche. Lange, schwarze Tücher verdecken die Altäre. Es wird sinnlich verdeutlicht, dass Jesus am Kreuz leiden muss, dass er sogar schreit: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Der ungewohnte Blick ins Schwarze macht die Gottferne greifbar. Karfreitag, Karsamstag – zwei lange Tage in Trauer. Und dann auf dem Mainberg in Weigenhofen – die Nacht ist noch nicht gewichen – da brennt lichterloh das große Osterfeuer und frisst ein Loch in die Dunkelheit, in die Trauer, in die Gottferne. Jesus überwindet den Tod, mit der Auferstehung. Der Posaunenchor macht es hörbar, lautstark in alle Richtungen: „Christ ist erstanden!“ Und wir haben die Absage der Gottferne und die Zusage der Nähe und Begleitung: Jesus ist der Immanuel, der Gott mit uns. Zuverlässig, kontinuierlich.
Auch wenn wir das gerade anders spüren: die Zeit mit Corona wird lang. Es gibt noch keine Entwarnung. Und unsere Gedanken bleiben ja da nicht stehen: Wird es jemals ein Nach-dem-Corona geben? Und wie wird unser Alltag mit Corona sein, wenn wir ihn wieder aufnehmen dürfen? Ich glaube, dass sich sehr viele Menschen da ihre Gedanken machen, oft für sich selber, sorgenvoll.
Jesus hat uns deutlich gemacht, dass wir uns von unseren Sorgen nicht erdrücken lassen sollen. „Sehet die Vögel unter dem Himmel.“ Auch wenn wir keine Sorgen leichtfertig auf die Seite wischen, wir müssen an uns arbeiten: den Sorgen dürfen wir nicht den ganzen Platz in uns geben. Unsere Seele braucht große Bereiche, wo sie loslassen kann: ich nehme mich in Acht vor dem Virus, aber ich suche meine Lebensfreude: für die einen ist es das Singen, andere die Bewegung, manche durchforsten ihre Adressbücher und beleben alte Kontakte, aber auch Aufräumen bringt viel an Freude über abgeworfenen Seelenballast.
Und auch wenn wir nicht zum Gottesdienst zusammenkommen dürfen: wir dürfen in unseren Häusern von Gottes Liebe reden und singen, loben und danken.
Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer