Auf ein Wort

Was ist das, wenn Menschen im Halbkreis stehen, ernst gucken und kauen? In der Kirche?

Ja, das ist das Heilige Abendmahl. Es ist der Vorgeschmack auf Gottes Reich, das Fest der Versöhnung.

Ich gebe zu, dass diese beiden Beschreibungen nicht ganz zusammenpassen. Das liegt aber auch an dem Charakter, den das Abendmahl hat. Es hat eine entscheidende Bedeutung. Es gehört wie die Taufe unbedingt zum christlichen Glauben dazu, beide sind ein Sakrament. Das bedeutet, dass es von Jesus selbst eingesetzt worden ist und dass es mit greifbaren Elementen zu tun hat. Also bei der Taufe: das Wasser und beim Abendmahl: aus Korn Gebackenes sowie der Saft der Weintraube (als Saft oder Wein).

Jesus hat beim letzten gemeinsamen Mahl mit seinen Jüngern, das sie an einem Abend des Passafestes gefeiert haben, bestimmt, dass ein solches Mahl immer wieder gefeiert werden soll, um an dieses letzte Abendmahl zu erinnern und an seinen Tod. Die theologische Bedeutung ist dabei die gleiche, wie Jesu Tod am Kreuz: es dient uns zur Vergebung der Sünden. Wie bei der Taufe werden wir von unserer Sünde befreit. Und Sünde ist auch ein theologischer Begriff: es meint unser Misstrauen gegen Gott, unser Vorbehalt gegen seine Liebe uns gegenüber. Es geht bei Sünde also nicht um Diebstahl oder Ehebruch als ethische Verfehlung, sondern um unser manchmal mangelndes Gottvertrauen.

Da wir ständig daran arbeiten, ist auch das Abendmahl als ständige Wiederholung gedacht. Bei der Taufe ist es anders: sie ist im wahrsten Sinn des Wortes einmalig.

Was jeder mit dem Besuch des Abendmahls verbindet, ist sicher sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist aber der ernste Charakter, den es durch die Heiligkeit hat. Das meint, dass es aus dem Alltag herausgehoben ist. Betont wird nicht die Nahrungsaufnahme, sondern die Bedeutung: Gottes Liebe stärkt und befreit.

Ihr Albrecht Kessel, Pfarrer