Landesstellenplanung

Interview mit Elfriede Deinzer, Mitwirkende bei der Umsetzung des Landesstellenplans

Elfriede Deinzer
Elfriede Deinzer

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Landesstellenplan?

Beim Landesstellenplan wird evaluiert, wie sich die Mitgliederzahl im Verhältnis zu den hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeitern (i.d.R. Pfarrerinnen und Pfarrer) entwickelt. Die Frage lautet: welche Ressourcen (sprich Pfarrer und andere Kirchenmitarbeiter) haben wir und wie können sie möglichst gerecht innerhalb der Landeskirche verteilt werden? Das ist nicht neu und findet in der Regel alle 10 Jahre statt. Der letzte Landesstellenplan war 2010 und der nächste sollte 2020 stattfinden, wurde aber wegen Corona auf 2024 verschoben. Im Jahr 2010 wurden die Pfarrstellen oft sehr aufgesplittet, was sich dann bei der Umsetzung als schwierig herausstellte. Daraus wollte man lernen und es diesmal besser machen.

Besondere Brisanz hat der Landesstellenplan dieses Mal vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen bedingt auch durch Kirchenaustritte und damit geringere finanzielle Mittel, aber auch der Tatsache, dass es in Zukunft sehr viel weniger Pfarrer geben wird.

Durch den Landesstellenplan möchte man für den nächsten Turnus Ruhe in die Dekanate bringen, damit alle auf der ausgehandelten Grundlage ihre Arbeit verrichten können.

Wie war die Vorgehensweise um zu einem Beschluss zu kommen?

Zunächst wurde eine Steuerungsgruppe eingerichtet, welche den Prozess koordinierte und die Ergebnisse aus den Gemeinden bündelte. Die Steuerungsgruppe bestand aus dem Dekan und dessen Stellvertreter, zwei Pfarrern und zwei Laien. Im Dezember 2020 (Online-Konferenzen) begann die sogenannte Erkundungsphase, in der die Gemeinden ihre Gemeindearbeit vor Ort beschrieben und Schwerpunkte im Dekanat benannt wurden. Bis April 21 stellte die Steuerungsgruppe die Ergebnisse zusammen und diese wurden auch in den Pfarrkonferenzen besprochen. Parallel bekam die Steuerungsgruppe zu dieser Zeit vom Landeskirchenamt die zugewiesenen Zahlen und Stellen. Jetzt ging es an die eigentliche Arbeit, nämlich die weniger werdenden Stellen gerecht zu verteilen. Der zweite Verteilungsvorschlag wurde im Mai vom Dekanatsausschuss beschlossen und danach wurden die Gemeinden ins Benehmen gesetzt, um nochmal die Möglichkeit für eine Stellungnahme zu bekommen. Bei der Dekanatssynode im Juli wurde der Beschluss erläutert. Er wurde zur Genehmigung an das Landeskirchenamt weitergeleitet.

Waren die Diskussionen sehr kontrovers?

Kontrovers ist ein harter Begriff, aber die Diskussionen waren teilweise schon sehr emotional, da jeder für das seiner Meinung nach Mögliche zum Wohl des ganzen Dekanats gekämpft hat.

Wurden immer Kompromisse gefunden oder musste auch einmal ein „Machtwort“ gesprochen werden?

Es wurden meines Erachtens schon gute Kompromisse gefunden, aber es war wirklich auch ein langer Weg mit sehr vielen Gesprächen. Manchmal musste die Einsicht reifen, dass es eben nicht anders geht. Ich denke, dass am Ende gangbare Lösungen gefunden wurden.

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Gremienarbeit

Was sind die großen Veränderungen/ Leitlinien für die Zukunft?

Manche Arbeitsbereiche wurden zentralisiert, bei manchen war das schon immer so, z.B. beim Erwachsenenbildungswerk oder der Kirchenmusik. Wirklich neu ist die Zentrierung der Jugendarbeit. Damit soll erreicht werden, dass die Jugendarbeit nicht vom Vermögen vor Ort abhängt und dann sehr unterschiedlich in der Quantität und Qualität ist, sondern die Möglichkeiten sollen gleichmäßiger im Dekanat verteilt werden.

Die zweite große Neuerung ist der Zusammenschluss von Gemeinden zu Pfarreien. Diese Zusammenschlüsse werden in zwei Regionen erfolgen; in einer Region soll ein solcher Zusammenschluss bis zur nächsten Landesstellenplanung vorbereitet werden.

Was ändert sich für Ottensoos?

Wir bilden gemeinsam mit Schönberg und Reichenschwand eine Region, dazu haben schon Regionalgespräche stattgefunden und es gab Begegnungen mit den drei Kirchenvorständen. Welche nächsten Schritte muss Ottensoos/ müssen die drei Gemeinden unternehmen?

Die Zusammenarbeit soll gelebt werden. Dazu kann man auch überlegen: was kann welche Gemeinde besonders gut? Welche Angebote hat welche Gemeinde und kann diese für die anderen öffnen. Die Pfarrer mit ihren vielen Aufgaben sollen durch die Teamarbeit auf jeden Fall entlastet werden, um mehr Zeit für die Menschen zu haben.

Es heißt nach dem Landesstellenplan ist vor dem nächsten Landesstellenplan – ist das richtig?

2024 soll der jetzige Plan vollumfänglich vollzogen sein und ab 2025 beginnt dann schon die Arbeit für den nächsten Landesstellenplan 2030, weil sich die Personalsituation weiter zuspitzen wird. Im Jahr 2035 wird es nur noch 50% der jetzigen Pfarrer geben. Auch der Mitgliederschwund wird weitergehen. Es handelt sich also sowohl um ein finanzielles aber vor allem auch um ein personelles Problem.

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Frau Hirschmann von der Gemeindeakademie in Rummelsberg begleitete den Reformprozess

Gab es für dich „Kröten“ zu schlucken?

Es war für mich belastend zu sehen, dass es einzelne Gemeinden gibt, die sehr engagiert sind, aber eben auch einsparen müssen, obwohl sie eigentlich zusätzliche Unterstützung bräuchten. Man leidet dann mit, wenn Kürzungen durchgesetzt werden müssen. Es muss schlicht und ergreifend Einsparungen geben und irgendwer muss dies auch entscheiden und durchsetzen.

Welche Chancen siehst du bei dieser Neuerung?

Der Prozess führt zu einem größeren Bewusstsein. Man kann den Blick vor der Realität nicht verschließen und muss sich auf die Kernkompetenzen der Kirche besinnen. Durch den Plan wird der Blick über den Tellerrand in die Region hinein gestärkt. Man nimmt andere Gemeinden besser wahr und kann gegenseitig von der Arbeit profitieren und sich zu den Gruppen und Kreisen einladen. Es muss dann auch nicht jeder alles machen, sondern es kann ein Austausch stattfinden. Dankbar bin ich auch, dass sich die Pfarrer/innen und Kirchenvorstände gemeinsam gerne auf den Weg machen.

Danke für das Interview.

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Bildnachweis: Dekanat Hersbruck, Wirth