Sanierung der St. Veit Kirche

Es rumort am Kirchendach und gelbe Schuttrohre aus den Fenstern zeigen, dass offensichtlich an der Kirche gearbeitet und saniert wird – doch was genau ist geplant und im Gange?

Tatsächlich fing alles vor einigen Jahren mit dem Vorschlag eines Gemeindeglieds an, das sich an der westlichen Kirchentür störte, deren Holz reichlich mitgenommen und vom Wetter ausgebleicht erschien (gut zu erkennen auf der Titelseite). Das Angebot, die Tür in Eigenregie zu streichen war dann doch etwas naiv und die Denkmalschutzbehörde wurde befragt. Diese erteilte eine Sondergenehmigung, die Tür professionell zu restaurieren, wies aber darauf hin, dass der Sandstein des Kirchenschiffs an einigen Stellen sehr schadhaft sei. Nachdem eine Bestandsaufnahme dies bestätigte und auch schon ein Kostenvoranschlag zur Restaurierung auf dem Tisch lag, regte der landeskirchliche Architekt Kugelstadt an, doch erst einmal zu schauen, ob das Dach in Ordnung sei. Leider kamen dabei auch große Schäden ans Licht, so dass sich das weitere Vorgehen so gestaltet: zunächst Ausbesserung der schadhaften Stellen im Dachstuhl, danach Behebung der Schäden an der Außenfassade und zum Schluss eine Innenrenovierung.

Detaillierter Plan mit allen Schäden am Dachgebälk.

Wie gestaltet sich der Ablauf bei den einzelnen Abschnitten?

Bei allen Teilabschnitten muss zunächst eine Schadensanalyse erfolgen, z.B. durch einen Restaurator. Dies geschah im vergangenen August für den Dachstuhl durch Herrn Körner, einen Sachverständigen für Insekten und Pilzbefall. Im Vorfeld mussten jedoch erst das Gerümpel und der Schutt entfernt werden, der sich über Generationen angehäuft hatte. Alle schadhaften Stellen hat Herr Körner genau mit Fotografien seitenweise dokumentiert und festgestellt, dass vor allem die Schwelle (der untere Querbalken auf dem die Dachbalken aufliegen) sehr schadhaft sei. Diesen würde er gerne weitgehend ersetzen, wohingegen der Denkmalschutz möglichst viel historische Bausubstanz erhalten will. Der Bericht des Sachverständigen geht dann an das Ingenieurbüro FHS, welches einen Maßnahmenkatalog der nötigen Arbeiten erstellt. Im Anschluss erledigt Manfred Hofmockel die detaillierte Ausschreibung der Arbeiten, in der ganz genau aufgelistet wird, was zu tun ist.

Ausschnitt (rote Stellen sind komplett zerstört und bieten keinerlei Tragfähigkeit mehr)

Für die Ausführung gibt es verschiedene Vorschläge, wie vorzugehen sei. Es gab sogar den Vorschlag der Kirchenverwaltung, über die ganze Kirche zunächst ein Zeltdach zu bauen – wohl kostentechnisch eher indiskutabel. Ein komplettes Abdecken des Dachs verbietet sich aus witterungstechnischen Gründen, so dass es wohl auf abschnittsweise Ausbesserung hinausläuft, welche auch von kleineren Handwerksbetrieben zu leisten ist. Das erscheint auch insofern als sinnvoll, als das Dach erst 1983/84 komplett neu gedeckt wurde.

Außenfassade

Theoretisch ist man beim Thema Außenfassade schon weiter, weil hier schon ein Kostenvoranschlag der Firma Monolith vorliegt, die gleiche Firma, die auch die Friedhofsmauer instand gesetzt hat. Das erfolgte schon vor Corona und der Kostenvoranschlag betrug 100 000 Euro, was mittlerweile sicherlich sehr viel teurer wäre. Die Risse im Gemäuer müssen verpresst werden, wobei das Ausbesserungsmaterial die ganze Mauer durchdringt, somit die Innenseite der Mauer auch betroffen ist und dies wiederum eine notwendige Innensanierung nach sich zieht.

Außerdem müssen die Stahlteile der Fenster entrostet werden. Leider wurden sie nicht verzinkt, so dass der Rost drückt und die Butzenscheiben zersprengt, was an den Fenstern hinter dem Hochaltar schon geschehen ist.

Innenfassade/ Innenrenovierung

Für die Renovierung der Innenfassade stellt sich

natürlich zuerst das Problem des Gerüsts. Dazu sollen die Kirchenbänke nicht entfernt sondern lediglich in die Mitte verschoben werden. Zur Begutachtung der Innenwände war schon ein Sachverständiger da, welcher feststellte, dass teilweise beim letzten Streichen Dispersionsfarbe verwendet wurde, welche entfernt werden muss, damit der darunterliegende Kalkputz atmen kann. Im Zuge dieser Innenrenovierung ist es natürlich sinnvoll und geboten auch die Statik des Rippengewölbes zu überprüfen. Dazu bedarf es der Einbringung von Bohlen zwischen den Gerüsten und einer Inspizierung durch einen Experten.

Außerdem muss auch immer wieder die Elektroanlage auf ihre Sicherheit hin überprüft werden.

Im Rahmen der Innensanierung macht sich der Kirchenvorstand Gedanken, welche Elemente eventuell wie verändert werden sollen, um eine Modernisierung der Gottesdienste oder anderer Veranstaltungen zu ermöglichen. Hier wird eine Abwägung zwischen Tradition und Moderne keine einfache Aufgabe sein.

Übrigens: die Kunstschätze in unserer Kirche werden einmal im Jahr geprüft und gepflegt.

Finanzierung

Diese Aufgaben stellen eine große finanzielle Herausforderung dar und manch einer wird sich fragen, ob das alles nötig sei. Natürlich sind momentan ganz geregelt Gottesdienste ohne Abstriche möglich, aber manche der Aufgaben sind unbedingt erforderlich und der Kirchenvorstand war sich einig, dass nicht nur geflickt werden soll, sondern es einer Renovierung bedarf, welche dann auch wieder viele Jahre vorhält. Zur Finanzierung wurde angedacht, einen Antrag bei der deutschen Denkmalhilfe zu stellen. Hierfür sind konkrete Kostenangaben nötig und Arbeiten können erst nach einem positiven Bescheid erfolgen.

Gute Nachricht

Positiv ist zu vermelden, dass sich der Turm in einem einwandfreien Zustand befindet und die Glocken in bester Qualität sind. Hier bewähren sich die getätigten Arbeiten der Vergangenheit und auch das Kirchenschiff soll in diesen Zustand versetzt werden.

 

Bildnachweis: Hofmockel