Jetzt ist die Zeit

Kirchentag ist

  • wenn an allen Ecken und Enden der Stadt Posaunenklänge oder Chormusik erschallen, bei Platzregen auch mal aus dem U-Bahn Schacht.
  • wenn die U-Bahnen Richtung Messezentrum morgens und abends zurück in die Stadt hoffnungslos überfüllt sind und trotzdem eine spürbar gute Laune herrscht.
  • wenn viele Menschen den gleichen smaragdgrünen Schal tragen – manche auch wie Trophäen die Schals der letzten Kirchentage am Rucksack aufgereiht haben.
  • wenn Spiritualität, sachliche politische Auseinandersetzung und vielfältige Kultur einen sinnvollen Dreiklang ergeben.
  • wenn vor St. Lorenz oder St. Sebald ein junger Helfer das Schild hochhält: „Kirche überfüllt“
  • wenn es keinen Alkohol braucht, um fröhlich zu sein.
  • wenn kontrovers diskutiert wird um der Sache willen und nicht, um den anderen klein zu machen.
  • wenn man mit einer Kerze in der Hand zum Tagesabschluss mit vielen Hunderten „Der Mond ist aufgegangen“ singt und sich das Herz anrühren lässt.
    Ein riesiger Posaunenchor vor St. Sebald
    Ein riesiger Posaunenchor vor St. Sebald

    Die Jugendgruppe Ten Sing vor St. Lorenz
    Die Jugendgruppe Ten Sing vor St. Lorenz

Pilgern zum Kirchentag

Das Pilgerzentrum der Nürnberger Kirchengemeinde St. Jakob initiierte ein „Stern-Pilgern auf den Jakobswegen“ zum Abend der Begegnung des Kirchentages. Dabei wurden fünf Routen angeboten, die jeweils am Vorplatz der Jakobskirche endeten. Die „Pilger“ starteten von Kalchreuth, Wendelstein, Schwabach, Roßtal und Lauf. Zusammen mit Jürgen Lassauer schloss ich mich der Laufer Gruppe an. Insgesamt waren wir etwa 25 Personen.

Pilgern zum Kirchentag
Pilgern zum Kirchentag

Von der S-Bahn-Haltestelle Lauf West ging es den Pegnitzgrund entlang über Wetzendorf, Röthenbach und Rückersdorf nach Behringersdorf (Kaffeepause). Beim Fabrikgut Hammer hielten wir eine Mittagsrast, um gestärkt nach Erlenstegen und entlang des Wörthersees zur Nürnberger Altstadt zu wandern. Den längsten Teil der Strecke liefen wir den Fränkischen Dünenweg und den Marienweg, die letzten Kilometer pilgerten wir auf dem Jakobsweg, den auch die Pilger zum bekannten Wallfahrtsort Santiago de Compostela in Nordspanien nutzen.

Unsere Pilgerbegleiter Dorothea und Kai Dorlöchter (siehe Bild unten) gaben uns geistliche Impulse, wir hielten sowohl Schweigezeiten als auch Austauschrunden und wanderten, wie ein Teilnehmer es formulierte, gelassen und entspannt „in den Kirchentag hinein.“

Reinhold Pürkel

Abend der Begegnung

Jeder Kirchentag beginnt Mittwochabend mit dem Abend der Begegnung. In der Altstadt sind viele Stände aufgebaut und an verschiedenen Stellen spielt Musik. Man kann flanieren und sich auf die kommenden Tage einstimmen.

Das Dekanat Hersbruck war bei diesem Markt der Möglichkeiten auch vertreten. „Zwischen den Fleischbänken“ am Pegnitzufer wurde am Vormittag ein sechs Meter langer Stand aufgebaut und am Ende der Veranstaltung gleich abgebaut, ein logistischer Kraftakt für die Mitarbeiter des Dekanats.

Bati Wahayu am Dekanatsstand mit Elfriede Deinzer, Landrat Armin Kroder und Dekan Tobias Schäfer
Bati Wahayu am Dekanatsstand mit Elfriede Deinzer

Am Stand gab es gegrillte Bratwürste oder auch einen veganen Brotaufstrich. Der Partnerschaftskreis stellte seine Arbeit mit dem Dekanat Wantoat vor. Außerdem hatte die Dekanatsjugend eine große Deutschlandkarte vorbereitet, auf der die Gäste markieren konnten, woher sie kommen.

Über den ganzen Nachmittag und Abend hinweg gab es gute Gespräche und neue Kontakte, so hat Elfriede Deinzer z.B. den Kontakt für unseren Mundartgottesdienst im September hergestellt.

Gäste beim Kirchentag

Zum Kirchentag lud MissionEine Welt in Neuendettelsau aus jedem Partnerdekanat in Papua-Neuguinea oder Tansania einen oder zwei Besucher zum Kirchentag ein, denn jedes bayerische Dekanat betreibt eine Partnerschaft mit einem dieser Länder. Die Partnerschaftskreise mussten in diesem Fall nicht für die Reisekosten aufkommen.

Dankbar waren alle, als sicher war, dass Bati Wahayu, der Sekretär des Partnerschaftskomitees in Wantoat alle Papiere zusammen hatte, um die Reise anzutreten. Die Bürokratie lässt hier immer grüßen! Da die Gäste insgesamt drei Wochen hier waren, galt es ein Programm zu erstellen. Gott sei Dank ist der Partnerschaftskreis in Hersbruck ein großer Kreis, so dass die Aufgaben auf viele Schultern verteilt werden konnten. Zu Beginn und am Ende der Reisezeit waren die Gäste in Neuendettelsau untergebracht, so dass sie miteinander ins Gespräch kommen konnten. Jeden Tag war ein Mitglied aus dem Partnerschaftskreis in Neuendettelsau, da viel über die Partnerschaft gesprochen wurde und Bati die Partner kennenlernen sollte.

Die restlichen Tage übernachtete Bati in verschiedenen Orten im Dekanat und lernte Gemeinden, einen Bauernhof und einen Industriebetrieb kennen, wanderte und besuchte Gottesdienste und einen Hauskreis.

Er zeigte sich als blitzgescheiter Mann, der die Partnerschaft voranbringen will. Es soll endlich der langersehnte Laptop mit e-mail Adresse in Wantoat installiert werden, damit ein direkter und schnellerer Kontakt zwischen den Dekanaten möglich ist. Hoffen wir, dass dies möglich wird – Wantoat ist in punkto Kommunikation leider aufgrund der geographischen Gegebenheiten immer noch sehr im Hintertreffen!

Eröffnungsgottesdienst

Die Stadt war schon am Mittag ziemlich stark bevölkert und zwischendurch sah man auch schon die grünen Schals mit „Jetzt ist die Zeit“. Wir machten schon mal einen kleinen Stadtrundgang und trafen dabei auf allerlei Veranstaltungen von Posaunenchören und Ständen für den Abend der Begegnung. Zum Gottesdienst waren wir mit vielen anderen Christen auf dem Hauptmarkt. Es war eine entspannte Atmosphäre und viele beteiligten sich auch am Gesang, wofür Liedblätter ausgeteilt wurden. Nach dem Gottesdienst besuchten wir einige Stände, besonders des Nürnberger Landes. Pünktlich zu Beginn des Abendsegens waren wir wieder auf dem Markt, aber mussten dennoch ziemlich weit hinten stehen.

Am besten gefiel uns dabei die ausgestrahlte Ruhe. Zu Herzen ging das von einigen Tausend Menschen gemeinsam gebetete „Vater unser“ und das Entzünden von tausenden Kerzen.

Es war ein gelungener Auftakt eines großen Festes für alle Christen.

Manfred und Christine Huth

 

Gedanken zum Kirchentag

Für mich war der Kirchentag 2023 in Nürnberg ein gelungenes Fest. Besonders hat mir die Gesprächskultur gefallen. Jeder hat den Anderen ausreden lassen.

Wenn ich die vielen, vor allem auch junge Menschen sehe, ist es mir um unsere Kirche nicht bange. Sie wird sich verändern, aber sie wird Bestand haben.

Ich hatte das Gefühl, dass der Geist Gottes in den Veranstaltungen, die ich besuchte, gegenwärtig war.

Weniger gut fand ich, dass das meiste im Vorfeld nur digital ging. Eine Gruppe Menschen wird da außen vorgelassen.

Gerhard Schlagbaum

Im Vorfeld des Kirchentags war ich von der Fülle des Angebots etwas überfordert. Leider gab es das Programm nur im Internet und nicht als Heft, um immer mal kurz reinschauen zu können.

Gut in Erinnerung behalten habe ich:

  • dass in jeder Veranstaltung eine Minute der Stille war zum Innehalten, Beten,… … In einem Gottesdienst wurden 20 Minuten eingeplant mit der Möglichkeit, sich segnen zu lassen und/ oder Fürbitten aufzuschreiben.
  • die Teilnahme an der Menschenkette zum Klimaschutz, die Friedensdemo und dass eine Petition zustande kam, um die Forderungen des Pariser Klimaabkommens von 2015 durchzusetzen.
  • das tolle Abendprogramm mit Kabarettgipfel u.a. mit Abdelkarim und Franz Lüdecke, Konzert mit Judy Bailey und die Veranstaltung mit dem Duo 2Flügel.
  • die postive Stimmung in der Stadt, Musik in den Straßen und in der U-Bahn wurde gesungen, offene Gespräche mit Fremden, Zufallsbegegnungen mit Bekannten.

Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr könnte ich schreiben.

Hella Schlagbaum

Mir hat das ganze Ambiente des Kirchentags gut gefallen. Die Organisation und die Helfer waren ein Übertraum. Es war ein ganz besonderes Flair, sich mit unbekannten Menschen im Zug zu unterhalten. Diese haben Nürnberg sehr gelobt, das hat mich gefreut. Sie sagten auch, dass in Dortmund der Abschlussgottesdienst im Stadion war, wo man zwar sitzen konnte, aber die Atmosphäre war weniger schön. Da der Rasen dort so „heilig“ ist, dass nur die Pfarrerin ganz alleine in der Mitte stand, die Posaunenchöre irgendwo am Rand spielten, war es dort unpersönlicher. Ich fand es allerdings schon sehr anstrengend beim Eröffnungsgottesdienst immer zu stehen, und über die bestuhlten VIP Plätze ganz vorne habe ich mich geärgert.

Ich war bei einem wunderbaren Theaterstück „Oskar und die Dame in Rosa“ im Theater Fürth, sehr berührend – und in einem beschwingten Konzert im Messezentrum, in Gemeinschaft mit anderen – einfach schön!

Waltraud Goldbohm

Ein Balsam für die evangelische Seele, so titelte es die Nürnberger Nachrichten, dem können wir nur zustimmen. Der Kirchentag hat uns genau das gezeigt, weshalb uns diese Gemeinschaft gut tut: Menschen aus ganz Deutschland, die offen, zugewandt und herzlich miteinander umgehen, gesellschaftspolitische Diskussionen, kontrovers zwar aber respektvoll und auch viel Musik. Mit Hunderten von Menschen unterschiedlicher Art am Hauptmarkt „Lobet den Herrn“ zu singen – das ist Balsam!

Helmut und Edith Gemmel

 

Bildnachweis: https://www.kirchentag.de/, Huth, Pürkel, Polifke, Lassauer, Rachinger